Jüdisches Leben auf dem Gebiet der Bundesrepublik gibt es seit mehr als 1.700 Jahren. Der älteste schriftliche Nachweis stammt aus dem Jahr 321 aus Köln. Vor der nationalsozialistischen Machtergreifung lebten 1933 auf dem Gebiet des Deutschen Reiches rund 570.000 Juden. In der Folge des Holocaust wurden etwa 180.000 von ihnen ermordet, sehr viele flohen. 1950 gab es nur noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Eine Zukunft jüdischen Lebens im Land der Täter schien unwahrscheinlich und war innerjüdisch umstritten.
Derzeit beziffert der Zentralrat der Juden die Zahl der Mitglieder in den 105 zum Zentralrat gehörenden jüdischen Gemeinden auf rund 100.000. Der größte Teil davon kam in den vergangenen Jahren aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion.
Spitzenorganisation sowie politischer Sprecher ist der 1950 gegründete Zentralrat der Juden in Deutschland. Er gibt die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine" heraus, trägt die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg und unterstützt die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.
Die größten Gemeinden sind in Berlin, München, Frankfurt am Main und Düsseldorf. Die meisten jüdischen Gemeinden nennen sich Einheitsgemeinden, die verschiedene Strömungen unter einem Dach vereinen wollen, aber eher orthodox geprägt sind. Inzwischen gründete sich in manchen Städten zusätzlich eine liberal ausgerichtete Gemeinde.
Zur neuen Vielfalt gehören auch Gruppen, die für eine säkulare jüdische Kultur eintreten. In mehreren deutschen Städten gibt es mittlerweile jüdische Museen, neben Berlin etwa in Frankfurt am Main, Köln und München. Jüdische Einrichtungen stehen unter ständigem Polizeischutz. Antisemitische Ausschreitungen und Übergriffe, Bedrohungen und Beschimpfungen haben zuletzt zugenommen (KNA).