Die russisch-orthodoxe Kirche ist mit rund 150 Millionen Gläubigen die mit Abstand größte orthodoxe Nationalkirche. In Russland bekennen sich gut zwei Drittel der Bevölkerung zu ihr - etwa 100 Millionen Menschen. Fast alle übrigen früheren Sowjetrepubliken zählt das Moskauer Patriarchat ebenfalls zu seinem kanonischen Territorium.
Die Zahl der Priester und Bistümer stieg nach dem Ende des kirchenfeindlichen kommunistischen Regimes stark an. Heute zählt sie mehr als 40.000 Geistliche, fast 400 Bischöfe und 303 Eparchien (Diözesen). Allein seit 2009 wurden 144 neue Bistümer gegründet. Weltweit gibt es rund 37.000 Kirchen und Kapellen.
Seit Februar 2009 steht Patriarch Kyrill I. an der Spitze der Kirche. In seiner Amtszeit verbesserte sich das lange angespannte Verhältnis zur katholischen Kirche spürbar. Höhepunkt war bislang die historische Begegnung mit Papst Franziskus im Februar 2016 auf Kuba.
Stark verschlechtert hat sich jedoch das Verhältnis zwischen dem Moskauer Patriarchat und dem geistigen Zentrum der Weltorthodoxie, dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Die Beziehungen belastet besonders der Streit um die orthodoxe Kirche in der Ukraine. Konstantinopel unterstützt die Bildung einer autokephalen (eigenständigen) ukrainischen Landeskirche, die im Dezember offiziell gegründet wurde. Mitte September verbot die russische Kirche ihren Bischöfen die Konzelebration mit Bischöfen von Konstantinopel sowie die Mitarbeit in kirchlichen Gremien, die von Konstantinopel geleitet werden.
Die russische Kirche entstand im Jahr 988 mit der Taufe des Kiewer Großfürsten Wladimir. Ende des 16. Jahrhunderts verlieh Konstantinopel der Kirche von Moskau den Rang eines Patriarchats. Während der Kirchenreform von Zar Peter dem Großen (1682-1725) wurde die russisch-orthodoxe Kirche Staatskirche; bis 1917 blieb sie staatsgebunden. Nach der Oktoberrevolution spaltete sich in den 1920er Jahren die russisch-orthodoxe Kirche im Ausland (ROKA) von der Mutterkirche ab. Erst 2007 kam es zur Wiedervereinigung. (KNA, 31.1.19)