Der Westfale Reinhard Marx (* 21. September 1953) ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising. Der damalige Papst Benedikt XVI. hatte Marx vom Bischofsstuhl in Trier nach Bayern befördert. Dass Papst Franziskus sein Rücktrittsgesuch als Ortsbischof nach nur vier Wochen in einem äußerst persönlichen Antwortschreiben nicht angenommen hat, zeigt die besondere Verbindung der beiden.
Marx leitete die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) von 2014 bis 2020. Für eine Wiederwahl stellte er sich nicht zur Verfügung. Von 2012 bis 2018 war er auch Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen in der EU (COMECE). Im Episkopat seines Heimatlandes wird Marx dem Lager der Reformer zugerechnet.
Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz initiierte er mit dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken (ZdK) einen weltweit beachteten Reformdialog unter dem Titel "Synodaler Weg", der 2020 begann. Er soll der Kirche aus der Missbrauchskrise heraushelfen. Verhandelt werden die katholische Sexualmoral, die Lebensform der Priester, Machtfragen und die Stellung von Frauen in der Kirche.
Marx gilt als politischer Denker und Stratege. Im Missbrauchsskandal hat er eigenes Fehlverhalten mehrfach eingeräumt, ohne in Details zu gehen. Seine eigene Bischofszeit in München war auch Gegenstand einer Untersuchung, mit der er eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei beauftragt hatte.
Vor Weihnachten 2020 gab der Kardinal eine halbe Million Euro aus seinem Privatvermögen als Grundstock in eine Stiftung zugunsten von Missbrauchsbetroffenen. Das internationale päpstliche Kinderschutzzentrum CCP in Rom wurde ebenfalls von Marx in München finanziell und strukturell angeschoben.
Marx wurde von Papst Franziskus in den Kardinalsrat zur Kurienreform berufen und gehörte diesem bis zur Neubesetzung im März 2023 an. Außerdem koordinierte er den vatikanischen Wirtschaftsrat. (KNA, 2023)