Neben anhaltender Abwanderung bereite dem Patriarchen der maronitischen Christen im Libanon eine wachsende Zahl von palästinensischen und syrischen Flüchtlingen im Land Sorge, sagte er nach Angaben des Patriarchates bei einem Treffen mit Vertretern des Wirtschafts- und Sozialrates am Mittwoch zum Thema "Soziale Gerechtigkeit - gesellschaftliche Realität und Abwanderungskrise".
Hälfte der Bevölkerung Geflüchtete
Flüchtlinge machten mittlerweile die Hälfte der Bevölkerung des Libanon aus, so Rai. Das sei eine schwere wirtschaftliche Belastung sowie eine Gefahr für Demographie, Kultur, Politik und Sicherheit. Es sei also Pflicht aller politischen Kräfte, die Frage der Palästina-Flüchtlinge zu lösen und sich für eine Rückkehr der syrischen Vertriebenen in ihre Heimat einzusetzen. Zugleich betonte der Patriarch, dass der Libanon aus Achtung der humanitären Realitäten seine Grenzen nicht geschlossen habe.
Die syrischen Flüchtlinge rief Rai auf, nach Hause zurückzukehren, um ihre Geschichte und Kultur nicht zu vernachlässigen. Nicht zurückzukehren, komme einem zweiten Krieg gleich, der Syriens Kultur und Geschichte zerstöre.
"Menschliche Ausblutung"
Mit Blick auf den Libanon beklagte der Geistliche eine "menschliche Ausblutung", die alle im Land zu gemeinsamer Verantwortung bringen müsse. Die Kirche komme ihrer Verantwortung nach, in dem sie ihre Institutionen wie Schulen, Universitäten und Krankenhäuser "trotz erstickender wirtschaftlicher, sozialer und finanzieller Belastungen" weiterführe. Damit biete man Arbeitsplätze und trage zu wirtschaftlicher Bewegung bei.