Franziskanerkustos Francesco Patton sowie Vertreter der griechisch-orthodoxen und der armenisch-apostolischen Kirche empfingen den neuen Vatikanbotschafter in der Grabeskirche. In seiner Ansprache wünschte Patton dem neuen Nuntius die "Gaben von Weisheit, Nächstenliebe und Besonnenheit" für seinen Dienst in einem Land, "in dem sich Spannungen plötzlich entladen können wie ein Sommergewitter oder ein Erdbeben".
Verbesserung des Dialogs
Die Grabeskirche nannte Patton einen Ort für alle Christen . Es sei der einzige Ort, an dem Lateiner, Griechen und Armenier "noch nicht zusammen, aber schon auf demselben Altar" das Ostergeheimnis in der Eucharistie feierten. Dialog und Zusammenarbeit hätten sich in den vergangenen Jahren spürbar verbessert.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, erinnerte den Vatikandiplomaten an die Herausforderungen seiner Aufgabe. Yllana werde bald die Folgen des "verletzten und spaltenden politischen und sozialen Kontexts" zu spüren kommen, in dem die Kirche im Heiligen Land ständig lebe und der viel Energie koste. Neben Ressentiments, Vorurteilen, Missverständnissen, Misstrauen, Ängsten und Müdigkeit werde er aber "trotz allem auch viel Entschlossenheit, Engagement und Hoffnung finden".
Jerusalem sei eine Kirche, die viele Sprachen spreche und Farben kenne sowie teils über die Grenzen verschiedener Länder reiche, so Pizzaballa unter Verweis auf die in den anwesenden Konfessionsvertretern sichtbare vielgestaltige Tradition. Gleichzeitig lebe die Kirche in einer weitgehend islamischen oder jüdischen Gesellschaft, so dass interreligiöser Dialog unverzichtbarer Bestandteil ihrer Identität sei.
Neuer Nuntius: Jerusalem als "Stadt des Friedens"
Der neue Nuntius dankte für den herzlichen Empfang und grüßte auch die Muslime und Juden im Heiligen Land. Er wolle sich mit allen gemeinsam bemühen, dass "Jerusalem wirklich eine Stadt des Friedens wird, in der Gott wirklich unter all seinen Menschen wohnen kann", sagte er in seiner Ansprache.
Papst Franziskus hatte den Philippiner Anfang Juni zum Nuntius für Israel und Zypern sowie zum Apostolischen Delegaten für Jerusalem und Palästina ernannt. Zuvor hatte Yllana den Papst unter anderem in Pakistan, Kongo und Australien vertreten. Im Nahen Osten folgt er dem italienischen Vatikandiplomaten Leopoldo Girelli (68), den der Papst im März nach Indien versetzte.
Der Heilige Stuhl und Israel haben seit 1994 diplomatische Beziehungen. Wegen des strittigen völkerrechtlichen Status von Jerusalem und den Palästinenser-Gebieten vertritt Yllana als Apostolischer Delegat den Papst dort nur bei Institutionen und Personen der Ortskirche, nicht aber gegenüber staatlichen Behörden.