Erzbistum Köln bereitet sich auf Weltsynode vor

Eine "einzigartige Möglichkeit"

Nach der Eröffnung der Weltsynode durch Papst Franziskus sind viele deutsche Bistümer lokal in den Prozess eingestiegen. So auch das Erzbistum Köln. Michael Hänsch leitet das Vorbereitungsteam mit und sieht echte Beteilungschancen.

Holzkreuz in der Hand / © PKStockphoto (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Welche Aufgaben haben Sie als Mit-Leiter dieses Vorbereitungsteams?

Michael Hänsch (Geschäftsführer des Katholischen Gemeindeverbands und des Katholikenrates in Düsseldorf, Generalvorstandsmitglied beim Bonifatiuswerk und Mit-Leiter des Vorbereitungsteams zur Weltsynode im Erzbistum Köln): Das "Vademecum", also die Anleitung, wie die Weltsynode funktionieren könnte, sieht ausdrücklich eine weibliche und eine männliche Leitung vor. Diese weibliche Seite im Erzbistum Köln wird von Vera Krause wahrgenommen. Mich hat der Apostolische Administrator, Weihbischof Rolf Steinhäuser, gebeten, den männlichen Part zu übernehmen.

Das heißt, Vera Krause und ich probieren mit den Kollegen in der "Diözesanstelle für den Pastoralen Zukunftsweg" dieser Weltsynode und ihrer Umsetzung im Erzbistum Köln ein Gesicht, eine Gestalt zu geben.

DOMRADIO.DE: Wie läuft denn diese Zusammenarbeit? Hat da jeder unterschiedliche Zuständigkeiten?

Hänsch: Das ist ganz kirchlich geregelt. Keiner hat dem anderen etwas zu sagen oder ist dessen Vorgesetzter. Vielmehr diskutieren wir im Team mögliche Optionen, wie wir das im Erzbistum Köln gestalten können.

Das geschieht momentan in einer nicht ganz einfachen Situation. Die Weltsynode setzt natürlich auf das Gespräch von Menschen in den Gemeinden, in den Organisationen und an anderen kirchlichen Orten. Die Corona-Pandemie schränkt das deutlich ein.

Zudem, glaube ich, ist bei den "normalen" Gläubigen auch eine Art Aufklärungsarbeit zu leisten. Was ist denn der Unterschied zwischen dem "Pastoralen Zukunftsweg" im Erzbistum Köln, dem "Synodalen Weg" vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und Deutscher Bischofskonferenz und nun der "Weltsynode"?

DOMRADIO.DE: Sie kennen viele Bereiche der katholischen Kirche durch Ihr Engagement und Ihren Beruf. Sie waren in der Abteilung Jugendseelsorge tätig. Sie kennen die Arbeit beim Katholikenrat, beim Katholischen Gemeindeverband, beim Bonifatiuswerk und in verschiedenen Gremien. Was würden Sie sagen, inwiefern helfen Ihnen all diese Einblicke bei dieser Aufgabe?

Hänsch: Man soll sich nicht selbst loben. Aber ich glaube, es gibt mir einen gewissen realistischen Blick dafür, was Menschen in Gemeinden und Organisationen im Moment denken und wo man sie vielleicht abholen kann, damit sie den Weg der Weltsynode mitgehen. Und ich kenne natürlich, genauso wie Kollegen, eine Menge an Menschen, die man auch direkt ansprechen kann.

Ich glaube, wir müssen jetzt für dieses "Anliegen Weltsynode" Multiplikatoren gewinnen, also Menschen, die das ein Stück weit auch zu ihrer eigenen Sache machen und andere in Gesprächszusammenhänge verwickeln.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie schon den Synodalen Weg in Deutschland angesprochen. Im Begriff Weltsynode steckt das Wort "Synode" auch drin. Was würden Sie sagen, in welchem Zusammenhang stehen die Weltsynode und der Synodale Weg?

Hänsch: Die stehen natürlich in einem inhaltlichen Kontext. Papst Franziskus hat alle Menschen eingeladen, über Zukunft und Reformthemen zu sprechen. Ich glaube, der Synodale Weg ist inhaltlich sehr spannend. Aber es reden weitestgehend "Fachmenschen", also Theologinnen und Theologen, Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen auf einem doch eher akademischen Niveau.

Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse dabei rauskommen. Wahrscheinlich wird es ein Buch geben, wo alle Themen von allen Seiten beleuchtet grundsätzlich angesprochen werden.

Ich glaube, das will der Synodale Weg nicht. Er möchte, dass Menschen an der Basis, die sich in der Kirche aber genauso gut auch außerhalb der Kirche engagieren, zu Wort kommen und ihre Eindrücke, wie Kirche denn sein könnte, zurückmelden.

DOMRADIO.DE: Kardinal Mario Grech, der Generalsekretär der Bischofssynode, hat gesagt: "Der Heilige Geist spricht nicht nur durch Bischöfe, sondern auch durch das Volk Gottes." Wie wollen Sie das umsetzen? Wie wollen Sie dem Volk Gottes im Erzbistum Köln eine Stimme geben?

Hänsch: Das ist genau die Herausforderung. Ich habe schon ein bisschen die schwierige Situation geschildert.

Ich skizziere mal, was wir uns im Moment im Team überlegen. Wir würden uns freuen, wenn an möglichst vielen Orten Menschen die Einladung annehmen würden, miteinander über die von Papst Franziskus formulierten zehn Themenbereiche ins Gespräch zu kommen.

Der Papst hat zehn Themenbereiche vorgegeben. Darunter sind verschiedene Fragen formuliert. Die gilt es aus dem "römischen" Deutsch in "deutsches" Deutsch zu übersetzen und verständlich zu machen. Wenn sich eine kleine Gesprächsgruppe bildet, ist es ganz wichtig darauf hinzuweisen, dass man sehr situativ ein oder zwei dieser Fragebereiche aufgreift und darüber ins Gespräch kommt.

Diese Ergebnisse sollen dann auf einer Plattform zusammengeführt werden, zu der die Bischöfe am Wochenende entschieden haben, dass alle Voten, alle Meinungsäußerungen, die aus diesen Gesprächen eingehen, für alle auch lesbar sein sollen. Wir hoffen, dass wir dazu in dieser Woche die technisch notwendigen Voraussetzungen klären können.

Der Weg der Weltsynode sieht vor, dass im Erzbistum Köln ein ungefähr zehnseitiges Meinungsbild erstellt wird. Dafür ist Ende April, Anfang Mai die Deadline. Das Kölner Votum geht dann an die Bischofskonferenz. Die bündelt das dann für Deutschland.

Wir möchten, dass es so etwas wie einen "Weltsynodentag", eine synodale Versammlung im Erzbistum Köln gibt, bei der wir einmal anschauen, welche Ergebnisse denn von den Gesprächsteilnehmern und in den Gruppen und von Einzelpersonen genannt worden sind, um das Votum an die Deutsche Bischofskonferenz zu besprechen und zu verabschieden.

Aber wir würden auch gerne schauen, was denn die Meinungsäußerungen für die zukünftige Arbeit im Erzbistum Köln bedeuten.

DOMRADIO.DE: Jetzt sprechen wir von einer Weltsynode. Aber eigentlich ist die Situation in den Ortskirchen weltweit sehr unterschiedlich. Wie geht das zusammen?

Hänsch: Das ist eine wirklich gute Frage. Die kann ich noch gar nicht richtig beantworten. Ich sage es mal augenzwinkernd: Das zehnseitige Votum aus dem Erzbistum Köln ist nach Zusammenfassung durch die Deutsche Bischofskonferenz wahrscheinlich nur noch in Teilen zu erkennen. Dann soll auch noch ein kontinentales Papier erstellt werden. Schließlich gibt es im Jahr 2023 noch die weltsynodale Versammlung.

Ich denke, wir haben in Deutschland an synodalen Erfahrungen in Gemeinderäten, bei der Würzburger Synode, beim Pastoralen Zukunftsweg eine Menge gelernt. Das können wir eingeben und sind dann gespannt, was die anderen Ebenen aus unserem Votum machen.

DOMRADIO.DE: Viele Gläubige sind frustriert, weil sie der Meinung sind, dass am Ende doch nur die Bischöfe entscheiden. Was entgegnen Sie denen?

Hänsch: Die würde ich einladen. Lasst euch nicht entmutigen und nutzt die Gelegenheit, dass euer Votum, eure Meinungseinschätzung nachlesbar ist. Die kann also nicht in irgendeiner anonymen Plattform verschwinden.

Es ist ein ausdrücklicher Wunsch der Bischöfe, dass die einzelnen Rückmeldungen aus den Gesprächen für alle nachlesbar sind. Das Bistum dokumentiert auch den Willen eines Teils seiner Gläubigen oder der Menschen, die im Erzbistum Köln leben.

Das ist mir auch noch mal ein besonderes Anliegen. Wie können wir auch die Menschen, die nicht mehr in der Kirche sind oder die Partner aus der Ökumene in diesem Prozess mit einbeziehen?

Ich hoffe sehr, dass es gelingt, da noch mal ein Stimmungsbild, ein Meinungsbild zu schaffen. Und ich würde mir sehr, sehr wünschen, dass dann auch die Bistumsleitung und die entsprechenden Hauptabteilungen genau hinschauen, was von den Voten für die zukünftige Arbeit aufgegriffen werden müsste.

DOMRADIO.DE: Was erhoffen Sie sich persönlich von dieser Weltsynode?

Hänsch: Ich erhoffe mir, dass wir diese einzigartige Möglichkeit, uns als weltweite Gemeinschaft auf den Weg zu machen und nach der zukünftigen Gestalt von Kirche zu fragen, ein wenig mitgestalten können.

Das Interview führte Hannah Krewer.


Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Auftakt der Weltsynode auch im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auftakt der Weltsynode auch im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auftakt der Weltsynode im Erzbistum Köln / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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