DOMRADIO.DE: Welche Regelungen gelten für die Weihnachtsgottesdienste im Kölner Dom?
Msgr. Guido Assmann (Kölner Dompropst): Seit anderthalb Jahren sammeln wir Erfahrungen mit dem Gesundheitsschutz und der Feier der Gottesdienste mit großen Abständen, die wir im Kölner Dom ja immer einhalten können. Wir haben an den beiden Weihnachtstagen 13 Messfeiern, also große, festlich gestaltete Gottesdienste. Bei zwölf dieser Gottesdienste halten wir die Abstände von mindestens zwei Metern zum Nächsten, außer man gehört zum gleichen Haushalt.
Wir empfehlen bei einigen Gottesdiensten auch eine Voranmeldung, vor allem am ersten Weihnachtstag, weil wir de facto durch die Abstände eine Obergrenze von Gläubigen haben, die wir dann einlassen können.
Die Christmette um Mitternacht mit dem Bischof werden wir unter der 3G-Regel feiern, weil wir dann etwas weniger Abstände halten können und alle Maske tragen müssen und wir so einen hohen Gesundheitsschutz auch sicherstellen können.
DOMRADIO.DE: Wie genau wollen Sie die Christmette organisieren?
Assmann: In den Jahren vor Corona kamen bis zu 4.000 Menschen zur Christmette. Im letzten Jahr, im ersten Coronajahr waren ungefähr 1.000 Menschen in der Heiligen Nacht gekommen. Und wir rechnen auch ungefähr mit so viel Menschen.
Wir werden am Haupteingang mehrere Zugangsmöglichkeiten schaffen, sodass die Schlangen möglichst nicht zu lang werden. Wir werden frühzeitig öffnen. Wir werden dann noch kommunizieren, ab wann der Zugang möglich ist. Am Eingang muss man nachweisen, ob man geimpft, genesen oder tagesaktuell negativ getestet ist.
DOMRADIO.DE: Das überprüfen dann die Domschweizer?
Assmann: Genau, das machen die Domschweizer. Und zwar in der Art, wie das jetzt seit Monaten auch schon bei der touristischen Zulassung für den Dom gilt. Da muss man auch einen Nachweis zeigen. Bei den touristischen Zielen im Moment sogar mit 2G-Regelung.
DOMRADIO.DE: Aber Maske ist in allen Gottesdiensten immer Pflicht?
Assmann: Maske ist immer Pflicht beim Rein- und Rausgehen. Wenn man sich im Dom bewegt, zum Platz hingeht, wenn man sich hinsetzt, dann trägt man eine Maske, beim Singen sowieso. Sobald die Abstände noch geringer sind, gibt es eine dauerhafte Maskenpflicht. Sie ist dann im Kölner Dom, wie auch in allen anderen Kirchen im Erzbistum Köln so vorgeschrieben.
DOMRADIO.DE: Stichwort Singen. Das geht auch?
Assmann: Singen geht auch in den Weihnachtsgottesdiensten. Wir fordern, wie das überall notwendig ist und sich sehr bewährt hat, auch bei uns im Kölner Dom eine FFP2-Maske oder eine höherwertige Maske zu tragen. Wenn die an der Nase ganz dicht ansetzt, wie man sie eben tragen soll oder muss, damit man sie gut anwendet, ist Singen auch möglich.
DOMRADIO.DE: Wie sieht das mit der Chorgestaltung aus? Können Chöre auftreten? Müssen die dann auch Masken tragen?
Assmann: Wir haben jetzt wieder neu eingeführt, dass die Sänger und Sängerinnen untereinander wieder mehr Abstand halten, als es jetzt über Monate nötig war. Die Sängerinnen und Sänger sind alle geimpft oder genesen oder tagesaktuell getestet.
DOMRADIO.DE: Und Masken tragen die dann nicht?
Assmann: Während es Singens nicht.
DOMRADIO.DE: Wie hoch ist das Risiko, dass man sich als Gottesdienstbesucher oder Gottesdienstbesucherin im Kölner Dom ansteckt?
Assmann: Ich glaube, das Risiko ist durch die vielen Maßnahmen, die wir seit anderthalb Jahren nicht nur im Kölner Dom, sondern in ganz, ganz vielen Kirchen in unserem Erzbistum haben, sehr gering. Die Menschen halten Abstände. Bei den touristischen Besuchern gibt es Einbahn-Wege-Möglichkeiten und bei den Gottesdiensten zwei Meter Abstand zwischen den Menschen, die zum Gottesdienst kommen. Das kann in kleinen Freikirchen oft gar nicht so gemacht werden.
De facto haben wir damit eine Obergrenze von Menschen, die wir in den Dom zulassen können. Das sind 250 Menschen, die immer noch mit weiten Abständen dort sein können und wir haben die breiten Gänge. Allein der Kölner Dom hat eine Luft-Innenraum von 195.000 Kubikmetern. Das ist fast wie in einem Stadion unter freiem Himmel.
Selbst wenn wir unter 3G-Regeln feiern, stellen wir sicher, dass die Menschen entweder geimpft, genesen oder tagesaktuell getestet sind, eine hochwertige Maske tragen und die Abstände in den Gängen halten. Wir bieten 13 Messfeiern alleine an den zwei Weihnachtstagen an und nur eine unter der 3G-Regelung, die anderen mit den weiten Abständen, von denen ich gerade gesprochen habe.
DOMRADIO.DE: Das heißt, Sie können also wirklich guten Gewissens und guten Herzens zu diesen Gottesdiensten einladen?
Assmann: Nach meinem Kenntnisstand hat es von katholischen Gottesdiensten in den letzten anderthalb Jahren im ganzen Erzbistum Köln, immerhin mit annähernd 1.000 Kirchen, keine Ansteckung und keine Infizierung gegeben, sodass wir, glaube ich, recht gut aufgestellt sind.
DOMRADIO.DE: Rein gesetzlich ist aber die 3G-Regel für Kirchen und Gottesdienste gar nicht verpflichtend?
Assmann: Genau. Die Landesregierung hat mit den fünf nordrhein-westfälischen Bistümern verabredet, dass die Kirchen sich selbst Regeln geben, die natürlich dann wiederum mit dem Staat abgesprochen werden müssen. Also keine Fantasieregeln, sondern verantwortbare Regeln.
Ich glaube, wir fahren ganz gut damit, dass die fünf nordrhein-westfälischen Bistümer diese Regeln gemeinsam erarbeitet haben und ständig mit der Staatskanzlei abstimmen. Da wir das hohe Gut der Religionsfreiheit haben und auch das hohe Gut des Gesundheitsschutzes, müssen diese beiden Güter gut miteinander kombiniert werden.
Es gibt außerdem gar keine gesetzliche Grundlage, jemandem grundsätzlich zu verweigern in einen Gottesdienst zu kommen. Wir müssen zumindest jedem die Möglichkeit geben, weil es ein persönliches Grundrecht ist. Aber das tun wir, indem wir uns die Impfung vorzeigen lassen oder die Genesung oder mindestens einen Test, der ja kostenlos ist.
Ich möchte auch noch ganz deutlich machen: Wir werben sehr dafür, dass alle, die es gesundheitlich irgendwie können, sich impfen lassen und dazu beizutragen, dass das Leben wieder normaler sein kann. Es kann nicht sein, dass in Deutschland jeden Tag 350 bis 400 Menschen sterben. Das ist so, als wenn ein Flugzeug abstürzen würde, denn da sitzen meist so viele Menschen drin.
DOMRADIO.DE: Die Domkrippe ist nicht wie sonst im Dom aufgebaut, sondern im Fenster des Römisch-Germanischen-Museums zu sehen.
Assmann: Das hat sich im vergangenen Jahr sehr bewährt. Da gab es auch Corona-Überlegungen, Menschen nicht an einem Ort zu sammeln. Aber jetzt können die Menschen an dem Museum vorbeigehen und durchs Schaufenster schauen. Viele bleiben da stehen, auch Familien mit Kindern. Der Weihnachtsmarkt ist ja auch dort positioniert. Menschen kommen daran vorbei und die Stadtkrippe steht auch auf den Treppen am Dom. Das ist eigentlich sehr einladend und gar keine schlechte Idee.
DOMRADIO.DE: Schaffen Sie es bei all diesen Abwägungen und Vorbereitungen trotzdem, sich auch persönlich auf Weihnachten vorzubereiten, also den Advent besinnlich zu begehen?
Assmann: Ich versuche das so wie jedes Jahr auch. Ich habe natürlich einen Adventskranz, vor den ich mich abends hinsetze und mal eine Kerze anmache. Oder ich setze mich mal in den Dom. Oder diese schönen Adventslieder jetzt in den morgendlichen Messfeiern zu singen, das sind schon schöne Momente der Vorbereitung auf Weihnachten.
DOMRADIO.DE: Und zu Weihnachten darf man sich ja immer was wünschen. Was ist Ihr ganz persönlicher Wunsch für dieses Weihnachtsfest?
Assmann: Ich wünsche mir sehr, dass es uns im Erzbistum Köln gelingt, wieder zu Einheit und Frieden zu kommen, dass wir wieder lernen, miteinander zu sprechen und miteinander die frohe Botschaft von Jesus Christus, der Mensch geworden ist, spürbar werden zu lassen, indem wir miteinander leben und versuchen, wieder mehr aufeinander zuzugehen.
Das Interview führte Hilde Regeniter.