Welthungerhilfe beklagt Situation in Syrien

Unhaltbare Zustände in Flüchtlingslagern

Nach starken Schneefällen im Nordwesten Syriens hat die Welthungerhilfe eine verheerende Bilanz zur humanitären Lage vor Ort gezogen. Es seien mehrere Menschen ums Leben gekommen, berichtet das Hilfswerk

Vor Wintereinbruch: Syrisches Flüchtlingscamp (KNA)
Vor Wintereinbruch: Syrisches Flüchtlingscamp / ( KNA )

"278 Flüchtlingscamps und provisorische Siedlungen wurden von den extremen Witterungsbedingungen stark in Mitleidenschaft gezogen, wobei mindestens 8318 Zelte durch den starken Wind und die heftigen Schneefälle beschädigt wurden", sagte die Landesdirektorin der Welthungerhilfe für Syrien, Else Kirk, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag). Es seien mehrere Menschen ums Leben gekommen. "Berichten zufolge sind in den letzten Tagen zwei Babys in der Provinz Idlib erfroren", so Kirk.

Starke Schneestürme verschärfen die Lage

In diesem Winter ist die Situation in Syrien laut der Hilfsorganisation besonders schlimm. "Am 18. Januar kam es zu einem noch nie da gewesenen Schneesturm. In den darauffolgenden Wochen fiel immer wieder Schnee, und die Temperaturen liegen nachts dauerhaft unter dem Gefrierpunkt", erklärte Kirk. Das grundsätzliche Problem seien aber nicht die Schneestürme, sondern die Zustände in den Flüchtlingslagern.

"1,7 Millionen Menschen leben in den Camps, über 80 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Die Betroffenen brauchen dauerhafte statt provisorische Unterkünfte und eine Arbeit, damit sie nicht mehr so stark von Hilfsorganisationen abhängig sind", sagte Kirk. Der Landesdirektorin zufolge reichen die Hilfsgelder nicht aus, um allen Geflüchteten zu helfen. Den Hilfsorganisationen in der Region fehlten in diesem Winter 15,2 Millionen Dollar, "um Zelte gegen die Kälte zu isolieren, genügend Heizmaterial und warme Kleidung bereitzustellen".

Die Region im Nordwesten Syriens ist das letzte große Gebiet unter Kontrolle von Rebellen. Dort leben nach Angaben der Vereinten Nationen rund 2,8 Millionen Flüchtlinge, die meisten von ihnen in Lagern.

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )

 

Quelle:
KNA