Der Katechismus ist der verbindlichen Text-Sammlung der katholischen Lehre. Die Vollversammlung in Frankfurt stimmte am Samstag in Erster Lesung mehrheitlich für zwei entsprechende Papiere, die zur weiteren Bearbeitung in das zuständige "Forum" des Synodalen Wegs überwiesen wurden.
Einer der beiden sogenannten Handlungstexte empfiehlt dem Papst, eine "lehramtliche Präzisierung und Neubewertung der Homosexualität" vorzunehmen. Ausgelebte gleichgeschlechtliche Sexualität sei keine Sünde und "ist nicht als in sich schlecht zu beurteilen", so das Papier. "Da die homosexuelle Orientierung zur Identität des Menschen gehört, wie er von Gott geschaffen wurde, ist sie ethisch grundsätzlich nicht anders zu beurteilen als jede andere sexuelle Orientierung." In der vorangegangenen Debatte herrschte Einigkeit, dass es keine Diskriminierung von Homosexuellen in der Kirche geben dürfe.
Weiterentwicklung der ehelichen Liebe
Der zweite Handlungstext empfiehlt dem Papst eine Weiterentwicklung des Verständnisses von "ehelicher Liebe" im Katechismus, unter anderem mit Blick auf Empfängnisverhütung, die nach offizieller katholischer Lehre nur sehr eingeschränkt erlaubt ist. «Dass die Zeugung eines Kindes niemals als Unglück bewertet werden muss und darf, bleibt der hohe Wert, den die Kirche aus ihrem Menschenbild heraus vertritt, auch wenn sie keine Festlegung auf bestimmte Methoden der Empfängnisverhütung verlangt», heißt es in dem Reformtext.
Lebhafte Debatte
In einer lebhaften, aber sachlichen Debatte wurde mehrfach die Meinung geäußert, dass die geltende katholische Sexualmoral kaum mehr etwas mit der Lebensrealität vieler Katholiken zu tun habe.
Kritisiert wurde, dass sie zu sehr eingreife in das Zusammenleben von Paaren und zu stark auf Sex fixiert sei. Konservativere Kritiker warnten davor, die bestehende Lehre völlig zu entwerten. Mehrere Bischöfe warnten vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre.