Vatikanbotschafter in Syrien klagt über vergessene Krise

"90 Prozent unter der Armutsgrenze"

Für den Vatikanbotschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, leidet das Land unter der "schwersten humanitären Katastrophe der Nachkriegszeit". Er appellierte an die Weltgemeinschaft, Syrien nicht sich selbst zu überlassen.

Blick von der maronitischen Kathedrale von Aleppo in Syrien / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Blick von der maronitischen Kathedrale von Aleppo in Syrien / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

"Denken Sie an mehr als eine halbe Million Tote und Verwundete, 90 Prozent der Bevölkerung leben laut UN-Zahlen an der Armutsgrenze", sagte Zenari dem "Osservatore Romano" am Dienstag im Interview.

Mario Zenari, Vatikan-Botschafter in Syrien / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Mario Zenari, Vatikan-Botschafter in Syrien / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

Derzeit machten vor allem die kalten Temperaturen der syrischen Bevölkerung zu schaffen. Säuglinge und Kleinkinder seien im Schnee erfroren, so Zenari. Leider sei die Lage in Syrien seit einigen Jahren in Vergessenheit geraten.

Syrische Tragödie nicht vergessen

Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, Syrien nicht sich selbst zu überlassen. Es fehle an Nahrungsmitteln, Medikamenten und Krankenhäusern. Zenari rief zudem die Medien auf, die syrische Tragödie nicht zu vergessen.

Seit 2011 herrscht in Syrien Krieg. Schätzungen zufolge starben dabei bislang mehr als eine halbe Million Menschen, rund 13 Millionen Syrer mussten ihre Heimat verlassen.

Verwundete syrische Kinder werden in Ariha, Provinz Idlib, behandelt / © Anas Alkharboutli (dpa)
Verwundete syrische Kinder werden in Ariha, Provinz Idlib, behandelt / © Anas Alkharboutli ( dpa )

Mitte März soll auf Anregung des Präfekten der Kongregation für die orientalischen Kirchen, Kardinal Leonardo Sandri, in der syrischen Hauptstadt Damaskus eine internationale Konferenz stattfinden. Titel der Veranstaltung ist "Synodale Kirche und die Ausübung der Nächstenliebe". Teilnehmer sind Vertreter des Vatikan, einiger Bischofskonferenzen sowie internationaler Organisationen.

Christen in Syrien

Syrien gilt als Wiege des Christentums. Vor dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg waren laut Daten der Linzer "Initiative Christlicher Orient" etwa 7 Prozent der damals 21 Millionen Syrer christlich. Aktuelle Zahlen sind schwer zu ermitteln, auch weil mindestens 5,5 Millionen Syrerinnen und Syrer aus dem Land geflohen sind. Nach verschiedenen Schätzungen soll es noch maximal 500.000 Christen in Syrien geben. Rund drei Viertel der Syrer sind sunnitische Muslime, etwa 12 Prozent gehörten vor dem Krieg der Sekte der Alawiten an, darunter auch der nun gestürzte Assad-Clan. 

Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld (KNA)
Außenansicht der Kirche Sankt Georg in Izra (Syrien) / © Karin Leukefeld ( KNA )
Quelle:
KNA