Nun gehe es darum, die Verfassung des Ordens neu zu schreiben. Dabei seien offene Fragen etwa die sinkende Anzahl der Ordensmitglieder, die noch die Gelübde ablegten. Der ganze Prozess beeinträchtige aber die Arbeit, vor allem die humanitäre Arbeit nicht, so Boeselager am Donnerstagabend in der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl.
Der päpstliche Delegierte für den Orden, Kardinal Silvano Tomasi, hatte Papst Franziskus vergangene Woche bei einer Audienz seine Reformvorschläge für den Orden unterbreitet. Ziel sei es, das karitative, diplomatische und humanitäre Wirken zum Wohle der Kranken und im Dienst der Kirche fortzusetzen. Es sei eine weitere Audienz geplant.
Papst wird am Ende entscheiden
Am Ende werde der Papst über die Reform entscheiden. Tomasi hatte jüngst Befürchtungen zurückgewiesen, der Vatikan wolle die Souveränität des Ordens beschneiden.
Der aktuelle Reformprozess im Orden geht zurück auf eine Verfassungskrise, die unter Leitung des verstorbenen Fra' Matthew Festing stattfand, dem ehemaligen Großmeister des Ordens. Dieser trat im Januar 2017 nach einer öffentlichen Auseinandersetzung mit Franziskus, der Reformen anordnete, von seinem Amt zurück. Der Tod von Festings Nachfolger, Fra' Giacomo Dalla Torre, verzögerte die Reform.
Im vergangenen Oktober übertrug Franziskus seinem neuen Delegaten, Kardinal Tomasi, die faktische Kontrolle über die Leitung des Ordens. Die Befugnis, "alle internen Konflikte zu lösen" und die Wahl eines neuen Großmeisters einzuberufen, galt etlichen Ordensrittern als bisher beispielloser Eingriff.
Diplomatische Beziehungen zu 110 Staaten
Der Malteserorden steht in der Tradition des "Ritterordens vom Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem", des im 11. Jahrhundert gegründeten weltweit ersten christlichen Krankenpflegeordens. Nach der Reformation spaltete sich die Gemeinschaft auf in die katholischen Malteser und die evangelischen Johanniter.
Der dem Heiligen Stuhl unterstellte Orden ist politisch ein eigenes Völkerrechtssubjekt und unterhält zu 110 Staaten diplomatische Beziehungen. Ihm gehören nach eigenen Angaben 13.500 männliche und weibliche Ordensmitglieder sowie rund 120.000 ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter an.