Bätzing zur Osternacht: Zwischentöne machen Leben interessant
"Endlich ist Ostern", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, im Limburger Dom. Der "ganze mühsame Weg des Herrn und seiner Jünger" sei jedoch wichtig, "um diesen großartigen Tag als den Befreiungsschlag zum Leben annehmen zu können. Da lässt sich nichts überspringen", sagte Bätzing in der Osternacht.
Oft seien es "die Zwischentöne und Schattierungen, die Nuancen und Facetten, die Spielräume zwischen klaren Polen und Positionen, die die Wirklichkeit des Lebens in seiner Ambivalenz genauer abbilden - und dieses Leben irgendwie interessant machen", sagte Bätzing.
Grenzräume, in denen die Unterschiede eher verbindend als trennend wirkten, übten auf ihn einen besonderen Reiz aus: "Die romantische Stimmung der Abenddämmerung; ein einzigartiger Sonnenaufgang; ein Ferientag an der Küste, wo sicherer Grund und unendlicher Horizont einander berühren."
Im Leben seien es "eigentlich die Übergangszeiten, Jugend und Alter, die gewiss anspruchsvoll, aber auch besonders spannend sind". Zudem die menschlichen Beziehungen "in der Phase überschäumender Verliebtheit und viel später dann wieder in abgeklärter Vertrautheit, wenn alle möglichen Krisen und Klippen gemeinsam bestanden werden konnten". Solche Übergänge seien besonders kostbar, so Bätzing. "Da bewährt sich, was trägt und erfüllt."
Kardinal Marx: "Ostern ist wahre Zeitenwende"
Bätzings Amtsvorgänger, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, bezeichnete Ostern als die "wahre, wirkliche Zeitenwende". Im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine sagte er, natürlich hätten die Menschen das Recht, ihr eigenes Leben und das ihrer Mitmenschen, der vielen Unschuldigen zu verteidigen und zu schützen.
Dennoch stelle sich die Frage, wie es weitergehen werde: "Wo sind die Zeichen der Hoffnung? Wo erfahren wir die Zeitenwende, die uns einen Blick öffnet für das Leben, das stärker ist als der Tod?" Auch wenn es derzeit schwerfalle, die Osterbotschaft zu verkünden, sei dies "doch nötiger als je zuvor".
Kardinal Woelki erinnert an Rolle der Frauen in Ostergeschichte
Zum Osterfest erinnert der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an die Rolle der Frauen in der biblischen Geschichte der Auferstehung Jesu. Es seien die Frauen gewesen, "die voll glaubenden Vertrauens in Worte fassen, was ihnen widerfährt", predigte Woelki am Samstagabend bei einem Gottesdienst im Kölner Dom. Die Frauen hätten weitergesagt, was ihnen anvertraut worden sei - nämlich dass Jesus von den Toten auferstanden ist. "Auch von Unverständnis, Ablehnung und Spott lassen sie sich nicht irritieren."
Wer für sich behalte, was ihm im Innersten wichtig sei, dem begegne weder Unverständnis noch Spott, so Woelki laut vorab verbreitetem Redemanuskript. "Aber ich kann dann auch nicht erfahren, was die Frauen am Ostermorgen erfahren: Dass es nicht beim Spott und der Ablehnung bleibt."
Die Botschaft der Frauen habe den Apostel Petrus und später die anderen Jünger erreicht. So könne es sich auch mit eigenen Glaubenserfahrungen und -erinnerungen verhalten. "Ich möchte mir das zu Herzen nehmen", sagte der Erzbischof. "Und ich möchte ebenso achtsam hören, welche Botschaft mir gesagt wird - an Ostern 2022."
Bischof Overbeck: Am Rand helfen
Für Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck hat die katholische Kirche eine Zukunft, wenn sie am Rand der Gesellschaft Präsenz zeigt. "Wo wir Flüchtlingen helfen, wo wir ein Wort sprechen für die Rechte der Menschen, die sich um des Guten und des Friedens willen verteidigen müssen, da stehen wir oft am Rand", sagte er. Die Kirche stehe immer weniger im Zentrum der Gesellschaft - auch, weil der Missbrauchsskandal sie an den Rand geschoben habe.
Bischof Bode: Ostern fordert Einsatz für Leben und Frieden
Auch der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erinnerte in seiner Predigt daran, dass es laut biblischer Erzählung Frauen waren, die das leere Grab Jesu fanden und den männlichen Aposteln davon erzählten. "Darüber sollte unsere Kirche tiefer nachdenken und diesen apostolischen Dienst der Frauen in der Kirche mehr - ja auch sakramental - würdigen."
Bode appellierte, sich von der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg nicht entmutigen zu lassen. Trotz der Nachrichten von Leid und Tod sollten sich die Menschen für Leben und Frieden einsetzen, forderte er.
Mit Blick auf die russisch-orthodoxe Kirche warnte Bode davor, den Sieg Jesu Christi über den Tod zu missbrauchen "zur Sicherung des eigenen Siegs über das Böse, von dem sie meinen, es drohe ihnen vom Westen". Er sei sicher, "dass auch in Russland ganz viele Menschen zutiefst diese Sehnsucht nach Leben und Frieden teilen, wenn sie in diesem Jahr das Halleluja anstimmen".
Bischof Ackermann: "Biblische Erzählungen keine naiven Guntenachtgeschichten"
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann erklärte, die biblischen Erzählungen der Osternacht seien "keine naiven Gutenachtgeschichten". Sie machten spürbar, wie gefährdet und zerbrechlich die Schöpfung und das menschliche Leben seien.
Zudem ließen sie daran denken, dass es vielen Menschen heute nicht gut gehe: Viele Kinder weltweit seien durch Naturkatastrophen, Krankheiten oder "menschenverachtende Angreifer" bedroht. In der Ukraine seien unzählige Menschen Gefahren ausgesetzt und Opfer eines verbrecherischen Angriffskrieges geworden.
Erzbischof Koch: Osterbotschaft fordert Kampf gegen Kriegsverbrechen
Der russische Angriff auf die Ukraine hat nach Auffassung des Berliner Erzbischofs Heiner Koch Konsequenzen für die Osterbotschaft der Kirchen. "Die Nachricht von der Auferstehung Christi setzt sich gegen Meldungen von Krieg, Vertreibung und schweren Kriegsverbrechen deutlich schwerer durch", schrieb Koch in einem Gastbeitrag für die "Berliner Morgenpost" (Osterausgabe). Zur Osterbotschaft dieses Jahres gehöre auch, "die Ungerechtigkeit klar zu benennen, Verbrecher anzuklagen und zu verurteilen".
"Wir müssen unsere Botschaft des Lebens, des Friedens unüberhörbar machen, auch wenn uns gar nicht danach zumute ist", forderte der Erzbischof des Erzbistums Berlin. Er rief dazu auf, "dass wir anerkennen, dass zu einem gerechten Frieden auch das Recht auf Verteidigung gehört, dass zu einem menschenwürdigen Leben auch das Verurteilen von Unrecht gehört."
"Und dennoch feiern wir Ostern in diesem Jahr vielleicht mit einer ganz besonderen Kraft", betonte Koch zugleich. "Die Not unserer Geschwister in der Ukraine eint Europa darin, gemeinsame Anstrengungen zu unternehmen. Endlich blicken wir auf unsere Nachbarn in Osteuropa - mit großer Anerkennung und Respekt für das, was sie für Geflüchtete aus der Ukraine leisten."
Der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein erklärte, er erhoffe von Ostern, "dass das schreckliche Morden in der Ukraine, der Krieg Putins ein Ende hat. Dass auf den Totenfeldern der Geruch des Lebens wieder einzieht. Ostern siegt die Hoffnung." Auch hoffe er auf eine Entspannung in der Pandemie und dem Umgang damit, so der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Erzbischof Schick: Einschränkungen durch Sanktionen akzeptieren
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief dazu auf, Einschränkungen zu akzeptieren, wenn es um Sanktionen gegen Russland gehe. Als Beispiele nannte er Abstriche bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Gebrauchsgütern sowie steigende Energiepreise. Außerdem müsse die Selbstverteidigung der Ukraine unterstützt werden, so der Erzbischof.
An die russisch-orthodoxe Kirche appellierte Schick, dazu beizutragen, dass die russische Aggression gegen die Glaubensgeschwister in der Ukraine beendet werde. "Frieden ermöglicht Leben, Krieg vernichtet Leben." Christen müssten Friedensstifter und Friedensbringer sein, so der Erzbischof. "Zur DNA der Christen gehört der Frieden."
Bischof Meier: "Müssen den Gürtel enger schnallen"
Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier rief zur Umkehr auf. "Ich wage die Prognose: Um des Lebens willen werden wir wohl den Gürtel enger schnallen müssen, wir werden ärmer. Wir müssen die Schöpfung schützen", mahnte er.
Er plädiere angesichts zahlreicher Krisen für eine "Osterwende", fügte Meier hinzu: "Bevor wir die Energiewende umsetzen, eine Verkehrswende und anderes mehr, brauchen wir eine Wende im Herzen."
Bischof Timmerevers: "Friedensbotschaft ist Maßstab"
Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers betonte, der Friedenswunsch Jesu am Ostermorgen sei "keine Floskel, sondern ein drängender Maßstab". Er mahnte, alles zu unternehmen, damit Frieden möglich werde.