Israel gedenkt Opfern des Nationalsozialismus

"Holocaust war beispielloses Ereignis"

Mit einer bewegenden Zeremonie in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat Israel am Mittwochabend der sechs Millionen ermordeten Juden gedacht. Neben Politikern kamen auch Holocaust-Überlebende zu Wort.

Israelische Soldaten besuchen am Holocaust-Gedenktag die Gedenkstätte Yad Vashem. / © Ilia Yefimovich (dpa)
Israelische Soldaten besuchen am Holocaust-Gedenktag die Gedenkstätte Yad Vashem. / © Ilia Yefimovich ( dpa )

Der Holocaust sei ein "beispielloses Ereignis in der Geschichte der Menschheit", mit dem grausamste Zeitgeschehen heute und schwierigste Kriege nicht vergleichbar seien, sagte Ministerpräsident Naftali Bennett bei der Feier auf dem Warschauer-Ghetto-Platz. Bennett spielte damit auf Vergleiche des Ukraine-Kriegs mit dem Holocaust an.

Ministerpräsident Naftali Bennett während seiner Rede in Yad Vashem. / © Maya Alleruzzo (dpa)
Ministerpräsident Naftali Bennett während seiner Rede in Yad Vashem. / © Maya Alleruzzo ( dpa )

Er beklagte, dass in den dunkelsten Kapiteln der jüdischen Geschichte und dem Vernichtungsinferno seines Volkes linke und rechte jüdische Organisationen nicht kooperiert hätten. Umso nötiger sei es heute, dass Israel sich geschlossen den schwierigen Herausforderungen stelle. Denn der Aufbau als jüdischer Staat im Land Israel sei "ein Sieg über diejenigen, die uns ausrotten wollten". 

"Geschlossen und entschlossen handeln"

Auch Staatspräsident Isaac Herzog forderte in seiner Rede, das Land müsse "angesichts von Hass und Terrorismus, der von Staaten und Organisationen gegen uns geführt wird, geschlossen und entschlossen handeln und Israels Unabhängigkeit entschieden wie einen eisernen Wall gegen unsere Feinde verteidigen".

Bei der eineinhalbstündigen Zeremonie berichteten Holocaust-Überlebende von ihrem Schicksal und entzündeten anschließend große Fackeln. Der frühere Staatspräsident Reuven Rivlin erinnerte, dass 600 Überlebende der Schoah in den vergangenen beiden Jahren in Israel an Corona gestorben seien, teilweise einsam und allein. Die beiden Oberrabbiner Israels sprachen einen Psalm sowie das jüdische Totengebet Kaddisch.

Sirenen heulen im ganzen Land

Am Donnerstag werden die Zeremonien zum nationalen israelischen Gedenktag Yom HaShoa fortgesetzt. Um 10 Uhr heulen im ganzen Land die Sirenen und steht der Straßenverkehr für einige Minuten still. Bei Zeremonien in Yad Vashem sowie in der Knesset, dem israelischen Parlament, werden Namen von Ermordeten verlesen und Gedenkkerzen entzündet.

Als Ehrengast nimmt in diesem Jahr die deutsche Bundestagspräsidentin Bärbel Bas an den Gedenkfeiern zum Holocaust-Gedenktag in Jerusalem teil. Sie wird als erste hochrangige Repräsentantin aus Deutschland an der Gedenkzeremonie zur Schoah im Chagall-Saal der Knesset teilnehmen.

Holocaustgedenkstätte Yad Vashem

Die Gedenkstätte Yad Vashem (hebr. für "Denkmal und Name") erinnert an die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden. Sie wurde nach einem Beschluss des israelischen Parlaments von 1953 eingerichtet. Juden und Nichtjuden gedenken in der am Westrand Jerusalems gelegenen Anlage der rund sechs Millionen Toten der Schoah. Jährlich kommen in normalen Jahren rund eine Million Besucher.

Yad Vashem (epd)
Yad Vashem / ( epd )
Quelle:
KNA