Trotz des grundsätzlichen Schutzes, den die israelische Regierung religiösen Minderheiten gewähre, stellten "die Aktionen radikaler Gruppen eine ernsthafte Bedrohung für die langfristige Lebensfähigkeit der christlichen Präsenz in Jerusalem dar", zitierten israelische Medien am Sonntag aus einem Schreiben von demokratischen und republikanischen Kongress-Abgeordneten. Das Außenministerium solle mit der israelischen Regierung zusammenarbeiten, um Religionsfreiheit für alle Religionen durchzusetzen und Radikale zur Rechenschaft zu ziehen.
In der Vergangenheit kam es in Israel immer wieder zu Übergriffen radikaler Juden gegen christliche Personen und Einrichtungen. Beobachter befürchten ein Anwachsen ultrareligiöser Tendenzen, die Israel als rein jüdischen Staat definieren.
Bedrohung der Religionsfreiheit hat auch humanitäre Konsequenzen
Die Abgeordneten zitieren ein Statement der Patriarchen und Oberhäupter christlicher Kirchen vom Dezember 2021, in dem sie seit 2012 "unzählige körperliche und verbale Übergriffe gegen Priester und andere Geistliche, Angriffe auf christliche Kirchen mit regelmäßigen Verwüstungen und Entweihungen Heiliger Stätten" verzeichneten. Zudem sähen sie eine "anhaltende Einschüchterung von lokalen Christen", die einfach nur beten und ihr tägliches Leben leben wollten.
Der Rückgang christlicher Präsenz in Jerusalem sei nicht nur ein Schlag gegen die Religionsfreiheit sondern habe auch humanitäre Konsequenzen, geben die US-Politiker zu bedenken. Christliche Kirchen leisteten viele Hilfen im medizinischen, schulischen und humanitären Bereich. Wenn die radikalen Gruppen mit der Vertreibung der Christen Erfolg hätten, liefen viele dieser Programme nicht weiter. Zudem geriere der christliche Tourismus der israelischen Wirtschaft jährlich Einnahmen von drei Milliarden Dollar.
Der Brief verweist auf eine Äußerung des Orthodoxen Patriarchen Theophilos, der Jerusalem als "geistliche Hauptstadt der Welt" bezeichnet, die ein "langes und einzigartig reiches Erbe umfasst". Die Schönheit dieser Stadt beruhe auf ihrer kulturellen und religiösen Verschiedenheit. Wenn radikale Gruppen nun die Christen auszuschließen versuchten, sei das eine existenzielle Bedrohung nicht nur für die Christen sondern für Jerusalem - ein Aspekt, der auch von vielen jüdischen Mitbewohnern des Heiligen Landes geteilt werde.