"Die Kirche kann für Entscheidungen der Politik und für das, was das Militär tut, keine Verantwortung übernehmen. Sie hat nur die Waffe des Gebets", betonte der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion (Alfejew), in einem ORF-Interview, das am Dienstagabend in Ausschnitten im österreichischen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
"Militäroperation" statt "Krieg"
Als die von Hilarion so bezeichnete "Militäroperation" in der Ukraine begann, sei schließlich in allen russisch-orthodoxen Kirchen "mit dem Segen des Patriarchen für die Wiederherstellung des Friedens gebetet" worden. Zugleich räumte Hilarion ein, dass die Abwendung und Absetzbewegung von immer mehr Kirchengemeinden vom Moskauer Patriarchat eine "große Bewährungsprobe" für die Einheit der Kirche darstelle.
In einigen Pfarreien und Diözesen der ukrainisch-orthodoxen Kirche werde zurzeit der Name des Moskauer Patriarchen Kyrill I. im Gottesdienst nicht erwähnt. Dies wiege umso schwerer, als die russisch-orthodoxe Kirche nicht nur die Kirche Russlands sei, "sondern auch die Kirche von Belarus, die Kirche der Ukraine, der baltischen Länder, der Staaten in Mittelasien", so Hilarion weiter.
Einheit der Kirche gefährdet
Mit Blick auf die Bewertung des Krieges in Ost und West betonte der Moskauer Außenamtsleiter: "Die eine Version der Ereignisse hören wir in Russland. Eine völlig andere Version hören die Menschen im Westen." Beide Seiten müssten laut Hilarion versuchen, einander zu verstehen, ansonsten werde sich der Konflikt vertiefen und könne sich zu einem globalen Konflikt auswachsen: "Denn unsere Welt hat sich in ein Pulverfass verwandelt."