Das Kirchenoberhaupt äußerste sich in einer Videobotschaft an die Lateinamerika-Kommission am Donnerstag im Vatikan. Er sei allergisch gegen Gedanken, die bereits vollständig und abgeschlossen seien, erklärte Franziskus den Teilnehmern der Vollversammlung. Es gebe nichts Gefährlicheres für die Synodalität als zu glauben, schon alles zu verstehen.
Keine totale Kontrolle
Mit totaler Kontrolle ließe sich zwar oberflächliche Relevanz erzeugen, dynamische Prozesse hingegen seien nur mit Offenheit möglich, so Franziskus weiter. Zudem sei die Synodalität "keine organisatorische Modeerscheinung oder ein Projekt der menschlichen Neuerfindung des Volkes Gottes". Vielmehr solle sie die Gläubigen dazu bringen, die kirchliche Gemeinschaft intensiver zu leben, in der Vielfalt der Berufungen und Ämter. "Dem Volk Gottes, das in der Geschichte wandelt", solle so ermöglicht werden, mehr und besser an der gemeinsamen Verantwortung als Kirche teilzuhaben.
Vollversammlung der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission
Die derzeit tagende Vollversammlung der Päpstlichen Lateinamerika-Kommission beschäftigt sich mit dem Thema "Synodalität in der Kirche Lateinamerikas im Lichte des Lehramtes von Papst Franziskus". Eigentlich sollte sie vor Beginn der bereits angelaufenen Weltsynode zur Synodalität stattfinden, musste aber coronabedingt verschoben werden. Franziskus hatte im Sommer 2021 der katholischen Kirche einen weltweiten synodalen Prozess verordnet, mit dem diese einen anderen Umgangsstil entwickeln soll, um missionarischer zu werden und Herausforderungen besser zu meistern.
Die 1958 von Pius XII. (1939-1958) gegründete Lateinamerika-Kommission befasst sich mit den besonderen Belangen der Ortskirchen in dieser Region. Ihr Präsident ist stets der jeweilige Präfekt der Bischofskongregation, seit 2010 der kanadische Kardinal Marc Ouellet (77).