"Es ist sehr gefährlich, Hilfslieferungen mit Nahrung oder Medikamenten dorthin zu bringen. Man riskiert den Tod", erklärte der ehemalige Militärseelsorger im Interview mit dem Portal "Vatican News" (Dienstag).
Charkiw habe durch die ukrainische Gegenoffensive wieder etwas Abstand zur Frontlinie bekommen. Daher seien viele vormals Geflüchtete in den vergangenen Wochen wieder in die Stadt zurückgekehrt. Viele stünden allerdings vor den Trümmern ihrer Wohnhäuser und ihrer Existenz; und die Luftangriffe hielten an.
Menschen in Not
Es gibt laut Bischof Honcharuk viele Wohnungs- und Arbeitslose, auch weil etliche Betriebe vollständig zerstört, Märkte niedergebrannt oder beschädigt seien. "Viele Menschen haben nicht mal Geld, um Brot zu kaufen; sie brauchen Kleidung, Schuhe, Lebensmittel, Medikamente und Unterkunft, sie brauchen auch Verständnis und Unterstützung", so der Geistliche.
Humanitäre und kirchliche Organisationen seien im Dauereinsatz. Sie verteilten Lebensmittel und Medikamente, unterstützt von Hilfslieferungen aus Polen und der Westukraine. "Sogar die örtliche Polizei beteiligt sich und bringt Caritas-Hilfsgüter direkt zu den Bedürftigen", berichtete Honcharuk, der seit Anfang 2020 Bischof von Charkiw und mit nun 44 Jahren weiter einer der jüngsten Bischöfe der katholischen Weltkirche ist.
Charkiw bedeutsam für Krieg
Honcharuks Bistum Charkiw-Saporischschja zählt mit 196.000 Quadratkilometern zu den größten in Europa. Die Bischofsstadt Charkiw wie auch das rund 500 Kilometer südlich liegende Saporischschja, wo die Ko-Kathedrale liegt und Weihbischof Jan Sobilo wirkt, gelten als zwei Schlüsselstädte im mehr als 100 Tage andauernden Krieg. Der Großteil seines Diözesangebietes sei bereits von Russen besetzt, so der Bischof.
Die katholischen Priester seien aus den besetzten Gebieten geflohen, während in den noch von der Ukraine gehaltenen Regionen ihre Präsenz gefragt sei wie nie zuvor. Wichtig seien vor allem Seelsorge und Gebet mit den Menschen. "So viele Menschen hier leiden unter Stress", berichtete Honcharuk. "Manchmal muss man sie einfach nur umarmen, sie weinen lassen; es gibt so viel Schmerz", so der Bischof.