Internet-Experte analysiert Falschmeldung über Benedikt XVI.

Wie man Fake News entlarvt

Ein Journalist verbreitet regelmäßig Fake News im Internet, um zu zeigen, wie leicht es ist, die Presse im Zeitalter Sozialer Medien zu täuschen. Zuletzt verbreitete sich ein Tweet über den vermeintlichen Tod von Benedikt XVI.

Symbolbild Soziale Medien / © Gorodenkoff (shutterstock)
Symbolbild Soziale Medien / © Gorodenkoff ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Verbreiten sich Falschmeldungen in katholischen Kreisen schneller als anders wo?

Stefan Lesting (DR)
Stefan Lesting / ( DR )

Stefan Lesting (Blogger, Berater und Spezialist für Kirche im Netz): Falschmeldungen gehen grundsätzlich schnell durch die Welt, und zwar immer dann, wenn sie ein Gefühl von Echtheit haben. Das bekommt man mittlerweile relativ gut hin. Jemand, der eine Falschmeldung verbreiten möchte, tut das gerne. Nach der neuesten Sensation suchend greift man die Nachricht auf und verbreitet sie, auch ganz bewusst. Das ist nicht nur ein Phänomen unter Journalisten, sondern bei vielen, die sich zu Provokateuren weiterentwickeln. Das ist heute leider ziemlich normal in den Sozialen Medien.

DOMRADIO.DE: Sogar spanische Medien haben die Falschmeldung über den emeritierten Papst aufgegriffen und weiterverbreitet. Können wir denn grundsätzlich davon ausgehen, dass die Nachrichten in den Medien immer wahr sind?

Lesting: Das ist schon die erste Frage, die sich stellt: Was sind "die Medien"? Wenn wir journalistische Medien angucken und auf deren Webseiten gehen - sei es DOMRADIO.DE, FAZ oder spiegel.de, kann man davon ausgehen, dass das erstmal echt ist. Trotzdem, auch da sehen wir immer wieder, dass Meldungen unreflektiert übernommen werden, weil sie echt erscheinen. Bei den Sozialen Medien wie Twitter, Instagram, Facebook sollte man nochmal anders schauen.

DOMRADIO.DE: Es gibt auch Faktenchecks, also Produkte, bei denen Experten überprüfen, welche Meldungen und Fakten stimmen. Was halten Sie davon?

Lesting: Die sind zumindest in den Suchmaschinen effektiv und vor allen Dingen werden sie als Faktenchecks ausgewiesen. Das sehen wir aktuell auch in NRW sehr stark, dass Faktenchecks zu gewissen Themen wichtig sind und dass man noch mal klar sehen muss: Wer ist der Sender und welche Agenda steckt dahinter? Sind vielleicht auch falsche Fakten extra auf Webseiten veröffentlicht? Die Meldung über Benedikt kam jetzt über Twitter. Da gibt es keinen Faktencheck innerhalb der wenigen Minuten. Da muss man schauen, wie schnell so eine Meldung unterwegs ist.

DOMRADIO.DE: Wird es im Internet immer schwieriger, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden?

Lesting: Es wird sehr schwierig. Es sind ja häufig Menschen, die diese Lügen schreiben und in Umlauf bringen. Das haben wir jetzt mit der Ukraine noch mal gesehen. Da haben wir ganz viel Bewegung festgestellt, auch bei unseren Kunden, wo ganz bewusst Meldungen verfälscht wurden. Das kriegt man nicht raus, weil da so ein Gefühl entsteht, ständig nachzuforschen: Könnte das wahr sein? Könnte das falsch sein? Ist der Account wirklich echt? Das ist eine ziemliche Fummelarbeit, bei der man sehr tief in die Recherche eindringen kann und die Zeit nimmt man sich natürlich meist nicht. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie einen Tipp, um sich vor solchen Falschmeldungen besser zu schützen?

Lesting: Der erste Punkt ist, immer klar zu überlegen: Kann das wahr sein? Kann das stimmen? Der zweite Punkt ist: Von wem kommt das eigentlich? Da sollte man nochmal aufs Profil klicken. Gibt es da einen blauen Haken oder Verifizierungsstern, der anzeigt, dass der Account geprüft worden ist? Hat er zwei oder 20.000 Abonnenten? Das könnten Anhaltspunkte sein, um zu gucken, ob eine Nachricht echt ist. Dann am besten noch der Doppelcheck. Sagt noch ein anderes Medien das auch? Gibt es dazu auch eine Meldung in Google News zum Beispiel? Das kann man schnell machen. Wichtig ist, dass man Dinge auf jeden Fall hinterfragt – das sollte man sich in den Sozialen Medien antrainieren.

Das Interview führte Florian Helbig.

Social Media/Soziale Medien

Der Begriff Social Media beschreibt Webseiten und Apps, über die Nutzer Inhalte kreieren sowie teilen und sich vernetzen können. Zentrales Merkmal von Social Media ist die Interaktivität. Soziale Interaktion zwischen Nutzern sowie kollaboratives Schreiben prägen den Online-Dialog, die sogenannte Many-to-many-Kommunikation. Nutzer erstellen Inhalte (User Generated Content), über die ein permanenter, zeitlich unbegrenzter Austausch mit anderen stattfindet.

Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth (dpa)
Symbolbild: Jugendlicher mit Handy / © Angelika Warmuth ( dpa )