Kubanischer Kardinal mahnt zügigen Dialog mit Regierung an 

"Wir stecken fest"

Die katholische Kirche auf Kuba sieht die Beziehungen zur Regierung von Präsident Miguel Diaz-Canel in einer Sackgasse. "Wir stecken derzeit fest", sagte der Erzbischof von Havanna, Kardinal Juan de la Caridad Garcia.

Kathedrale von Havanna / © Marisa Martinez Tarran (shutterstock)
Kathedrale von Havanna / © Marisa Martinez Tarran ( shutterstock )

Der Kardinal äußerte sich im Interview mit dem spanischen Radiosender Cope, aus dem das regierungskritische Portal "14ymedio" zitierte.

Zu Beginn der kubanischen Revolution habe die Regierung die Kirche beiseite geschoben, danach habe eine Phase der Gespräche und des Dialogs begonnen, in denen es Fortschritte gegeben habe. Die Kirche wolle diese Gespräche gerne fortsetzen, weil den Problemen und den Bedürfnissen der Menschen keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Kardinal Juan de la Caridad Garcia Rodriguez / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Juan de la Caridad Garcia Rodriguez / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Zuletzt hatte Papst Franziskus mit einer Äußerung zu Kuba für Aufsehen gesorgt. Er habe eine menschliche Beziehung zu Raul Castro, sagte das Kirchenoberhaupt. Kuba sei ein Symbol, Kuba habe eine große Geschichte: "Ich fühle mich sehr nahe, auch den kubanischen Bischöfen", so Franziskus. Die Äußerungen hatten innerhalb der kubanischen Opposition und bei Exilkubanern für Kritik gesorgt.

Massenproteste gegen die Regierung

In Kuba waren im Juli 2021 tausende Menschen gegen staatliche Repression, für eine demokratische Öffnung des Ein-Parteien-Systems sowie gegen die Versorgungskrise auf die Straße gegangenen, darunter auch zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsende. Menschenrechtsorganisationen berichteten über ein gewaltsames Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen die Proteste.

Eine kubanische Fahne / © Joaquin Hernandez (dpa)
Eine kubanische Fahne / © Joaquin Hernandez ( dpa )

Zahlreiche Journalisten, Künstler, Aktivisten und Intellektuelle wurden verhaftet. Einige sind zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt worden. Die sozialistische Regierung macht das Handelsembargo der USA für die Versorgungskrise auf der Insel verantwortlich.

Katholische Kirche auf Kuba

Auf der Karibikinsel Kuba ist die katholische Kirche weniger stark verankert als in anderen lateinamerikanischen Ländern. Rund 60 Prozent der rund 11,3 Millionen Kubaner sind katholisch getauft. Diese vergleichsweise geringe Präsenz ist nicht allein Ergebnis der seit rund 60 Jahren andauernden kommunistischen Herrschaft, sondern reicht bis in die spanische Kolonialzeit zurück. Die langjährige gesellschaftliche Ausgrenzung der Kirche auf Kuba spiegelt sich insbesondere auch im Bildungs- und Gesundheitswesen wider.

Straßenbild aus Havanna, Kuba / © Mike Laptev (shutterstock)
Straßenbild aus Havanna, Kuba / © Mike Laptev ( shutterstock )
Quelle:
KNA