"Wir dürfen die Weiterentwicklung der Lehre nicht einfach verweigern", sagte er in einem Interview der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag): "Bevor ich rede, muss ich hören. Das sagt uns der Papst ständig. Wir sind also nicht die Schmuddelkinder in Deutschland, die etwas ganz Komisches machen."
Kein deutscher Bischof wolle eine Abspaltung von der Weltkirche und auch kein anderes Mitglied des Synodalen Wegs, so Dieser weiter: "Wenn Reformen verweigert werden, dann ist die Gefahr einer Spaltung größer." Im Juli hatte der Vatikan zum wiederholten Mal unterstrichen, der vor dem Hintergrund des Missbrauchsskandals 2019 gestartete Synodale Weg sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten".
Schreiben aus dem Vatikan kommunikative Panne
Der Absender des Schreibens war zunächst unklar. Später sagte Papst Franziskus, es handle sich um das vatikanische Staatssekretariat. Der Bischof von Aachen nannte dies eine "kommunikative Riesenpanne". Dieser weiter: "Wenn bei uns hier in Aachen ein Dokument rausginge, das die Autorität des Bischofs beansprucht, ohne dass ein Absender draufsteht, da würde jeder den Kopf schütteln."
Mehr Vertrauen aus dem Vatikan sei wünschenswert, fügte er hinzu: "Wenn wir immer nur gemahnt werden, wird das irgendwann ein bisschen ärgerlich. Da wäre ein Wort des Mutmachens aus Rom nötig."
Ergebnisse ignorieren hilft nicht
Es helfe nicht, die Ergebnisse des Synodalen Wegs zu ignorieren, ergänzte der Bischof: "Wir können doch nicht darüber hinwegsehen, dass Zweidrittelmehrheiten der deutschen Bischöfe und aller Laien, die mitgerungen haben, den Texten des Synodalen Weges eine enorme Autorität verleihen würden. Das sind dann nicht irgendwelche Papierchen."
Die Vollversammlung des Synodalen Wegs beginnt am Donnerstag in Frankfurt und dauert bis Samstag.