Synodalversammlung diskutiert Lage homosexueller Priester

Enttabuisierung und Normalisierung

Eine große Mehrheit der Teilnehmer des Synodalen Weges plädiert im Umgang mit nicht-heterosexuellen Priestern in der katholischen Kirche für Enttabuisierung und Normalisierung. Über ein entsprechendes Papier wurde nun diskutiert.

Vierte Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Vierte Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ein am Samstag bei der Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt beratenes Papier fordert unter anderem eine Änderung der kirchlichen Grundordnung für die Priesterausbildung. Diese schreibt bisher fest, dass die Kirche keine Bewerber für das Priesterseminar und die Weihen zulassen kann, "die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte 'homosexuelle Kultur' unterstützen".

Gravierender Eingriff in Persönlichkeitsrechte

Der bei der Synodalversammlung in Erster Lesung beratene Handlungstext spricht angesichts solcher Bestimmungen von einem gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und einem Verstoß gegen die Menschenwürde. "Denunziationsängste sind ständige Begleiter vieler nicht-geouteter nicht-heterosexueller Priester. Diese Situation setzt sie vielfältig der Gefahr aus, Opfer von Machtmissbrauch zu werden."

Homosexuelles Paar im im Essener Dom / © Harald Oppitz (KNA)
Homosexuelles Paar im im Essener Dom / © Harald Oppitz ( KNA )

Deswegen sollten sich die Bischöfe und Verantwortlichen in der Priesterausbildung dafür einsetzen, das Verbot der Ausbildung und Weihe nicht-heterosexueller Männer auf weltkirchlicher Ebene aufzuheben und alle Negativaussagen hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung in amtskirchlichen Dokumenten zu streichen.

Handlungstext noch nicht beschlossen

Weiter plädiert das Papier dafür, dass sich die katholische Kirche in Deutschland der Diskriminierung nicht-heterosexueller Priester stellt und im Dialog mit Betroffenen die Aufarbeitung und Anerkennung beginnt.

Beschlossen ist der Handlungstext noch nicht. Dieser Schritt könnte auf der fünften und letzten Synodalversammlung Anfang März kommenden Jahres erfolgen.

Theologe: Bibel verurteilt Homosexualität nicht

Nach Ansicht des Bonner Professors für die Exegese des Alten Testamtens, Ulrich Berges, verbietet die Bibel Homosexualität nicht. Das gelte auch für Levitikus 18, 22, sagte Berges im Gespräch mit DOMRADIO.DE.

"Der Text Levitikus ist ungefähr 500 Jahre vor Christus geschrieben worden. Er bezieht sich immer auf einen Analverkehr zwischen Männern, wobei der Analverkehr immer ein Akt der Demütigung ist. Das ist also überhaupt nicht zu vergleichen mit einer freien, zwischen gleichen Partnern geschlossenen oder versprochenen Lebensbeziehung", so Berges.

Homosexuelles Paar / © LikClick (shutterstock)
Quelle:
KNA