Landesbischof Meister befürwortet AKW-Weiterbetrieb

Laufzeitverlängerung "ethisch gerechtfertigt"

Der hannoversche Landesbischof Meister, strikter Befürworter des Atomausstiegs, stimmt dem Weiterbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke bis Mitte April 2023 zu. "Mit schwerem Herzen, aber dann doch auch mit Überzeugung", hieß es.

Atomkraftwerk in Deutschland / © Travelpixs (shutterstock)
Atomkraftwerk in Deutschland / © Travelpixs ( shutterstock )

Der leitende evangelische Theologe sprach am Samstag mit dem Bremer "Weser-Kurier" über den Weiterbetrieb der letzten deutschen Kernkraftwerke. Die Entscheidung priorisiere eine Notsituation, "die ja an vielen Stellen auch eine soziale Notsituation von Menschen ist", so Ralf Meister. Das sei im Moment wichtiger als die Entscheidung, im Dezember alle Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen.

Laufzeitverlängerung aus Solidarität

Mit Blick auf das niedersächsische Atomkraftwerk Lingen ergänzte er, auch die Laufzeitverlängerung dort sei ethisch gerechtfertigt, wenn diese Solidarität dazu diene, dass gerade die Ärmsten ihre Stromrechnungen noch bezahlen könnten. Meister gehörte bis 2016 der Kommission für die Suche nach einem atomaren Endlager an.

Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Harald Oppitz (KNA)
Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach wochenlangem Streit in der Bundesregierung hat das Kabinett kürzlich grünes Licht für einen befristeten Weiterbetrieb von drei Atomkraftwerken gegeben: Mit der vorgesehenen Änderung des Atomgesetzes können die Kernkraftwerke Isar-2, Neckarwestheim-2 und Emsland noch bis Mitte April 2023 weiterbetrieben werden. Die Abschaltung der letzten laufenden Kernkraftwerke in Deutschland war ursprünglich für Ende dieses Jahres geplant. Grund für die Laufzeitverlängerung ist die Energiekrise.

Debatte um Weiterbetrieb der Atomkraftwerke

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich hinter den Vorschlag von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gestellt, über den Jahreswechsel hinaus zwei der drei verbliebenen Atomkraftwerke als Notreserve bereitzuhalten. "Grundsätzlich bleibt es beim Ausstieg aus der Atomenergie", sagte der SPD-Politiker in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch).

Bundeskanzler Olaf Scholz beim Petersberger Klimadialog  / © Christoph Soeder (dpa)
Bundeskanzler Olaf Scholz beim Petersberger Klimadialog / © Christoph Soeder ( dpa )

 

Quelle:
epd