Zwar gebe es auch Länder oder Bistümer, die in der ersten Phase des weltweiten Prozesses nur pro forma mitgemacht hätten; aber grundsätzlich sehe man einen großen Aufbruch in der Kirche, sagte Hollerich im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress (Freitag) im österreichischen Eisenstadt.
Auch Kirchenferne zeigen nach seinen Worten wieder Interesse und fühlten sich ernst genommen und gehört. Freilich sei der Hauptteil der Arbeit noch zu tun, so der Kardinal. Als vom Papst benannter "Generalrelator" der Synode hat Hollerich eine Schlüsselaufgabe für die Moderation und inhaltliche Arbeit der Weltbischofssynode im Oktober 2023 in Rom.
"Regional verschiedene Kategorien von Ausgeschlossenen"
Das Ende Oktober vom Vatikan veröffentlichte und seit Donnerstag auch auf Deutsch vorliegende Arbeitsdokument, das die bisherigen Ergebnisse des Prozesses zur Weiterarbeit in der zweiten, kontinentalen Phase der Weltsynode bündelt, sei eine getreue Wiedergabe dessen, was die Menschen bislang eingebracht hätten, sagte Hollerich: "Die Menschen können darauf vertrauen: Wir hören auf sie, sie werden nicht instrumentalisiert." Das sei auch die Aufgabe der Bischöfe, was man "zuletzt vielleicht etwas vergessen hat", so der Luxemburger Erzbischof.
Hollerich nannte einige zentrale Anliegen der Katholiken, die bislang im Prozess deutlich geworden seien. Überall auf der Welt gelte: "Wir dürfen keine Kirche sein, die Leute ausschließt. Wir müssen mit allen zusammen unterwegs sein." Es gebe regional verschiedene Kategorien von Ausgeschlossenen, so der Kardinal. So sei in Afrika etwa Polygamie ein großes Thema.
"Mehr Platz für Frauen in der Kirche"
Als zweites großes Thema nannte der Synoden-Funktionär die Frauen. Auch hier gebe es verschiedene Akzentuierungen. Im Westen wünschten viele ein Frauen-Diakonat oder gar Frauenpriestertum. Auf anderen Kontinenten sei das nicht so. "Ganz wichtige Punkte" seien aber überall, "dass Frauen in der Kirche mehr Platz eingeräumt werden muss; dass es für sie mehr Mitspracherecht gibt; dass die Kirche in jenen Ländern für die Rechte von Frauen eintritt, wo diese nicht gegeben sind".
Ein dritter zentraler Punkt des Synodalen Prozesses seien eine Abkehr von Klerikalismus sowie mehr Mitverantwortung von Gläubigen. Nun müsse auch in den Ortskirchen mit den bisherigen Erkenntnissen weitergearbeitet werden, betonte Hollerich. Es gebe viele Punkte, die nicht die Weltkirche beträfen, sondern in den Ortskirchen behandelt und auch entschieden und umgesetzt werden könnten. Das werde er selbst etwa auch in Luxemburg so halten.
Er werde keine Entscheidungen allein treffen, kündigte der 64-Jährige an, der auch Präsident der EU-Bischofskommission COMECE ist. "Es ist ja nicht so, dass der Geist Gottes allein im Bischof wirkt. Das wäre für den Geist Gottes doch ein sehr eingeschränkter Weg, um sich der Welt mitzuteilen." Er wolle die Menschen hören und gemeinsam mit ihnen entscheiden.