Das katholische Osteuropahilfswerk Renovabis plädiert dafür, den Bürgerinnen und Bürgern des Kosovo die Einreise in die Europäische Union (EU) ohne Visum zu ermöglichen. Dabei gehe es auch um die "Glaubwürdigkeit der EU", erklärte Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz am Dienstag in Freising. Die EU müsse sich als verlässlicher Partner für die Länder des westlichen Balkans zeigen und dieser Region eine echte Beitrittsperspektive bieten. Sonst drohe weitere Instabilität und die Zunahme des Einflusses anderer Mächte.
Voraussetzungen für den visafreien Personenverkehr
Der Kosovo erfüllt laut Schwartz seit 2018 alle Voraussetzungen für den visafreien Personenverkehr. Daher empfehle die EU-Kommission auch dessen Einführung. Einzelne EU-Staaten blockierten aber seit Jahren deren Umsetzung. Jüngst seien neue Bedingungen formuliert worden. Dies hält Schwartz für ein Unding. Darin zeige sich eine gewisse Überheblichkeit westlicher Regierungen gegenüber dem jüngsten Staat Europas und seinen Bürgern.
Durch ein solches Verhalten verlören die EU und ihre Werte im Kosovo zunehmend an Ansehen, warnte der Renovabis-Chef. Für die Festigung der Demokratie und auch die solidarische Zusammenarbeit unter Volksgruppen und Staaten brauche die Region von der EU viel Aufmerksamkeit und Verlässlichkeit.
Visafreiheit für Kosovo
Schwartz verwies darauf, dass die aktuelle tschechische EU-Ratspräsidentschaft die Einführung der Visafreiheit für den Kosovo zu einer Priorität erklärt habe und bis Ende des Jahres eine Entscheidung wolle. Die Perspektive der östlichen Mitgliedsstaaten müsse mehr Gehör in der EU finden, wünschte sich Schwartz.
Die Mehrheit der Kosovo-Albaner sind laut Renovabis sunnitische Muslime, die meisten Serben gehören der serbisch-orthodoxen Kirche an. Schätzungsweise zwei Prozent der albanischen Kosovaren bekennen sich zum römisch-katholischen Glauben. Das Hilfswerk unterstützt die dortige Kirche besonders beim Aufbau von Bildungseinrichtungen.