Am Sonntag feiert Tawadros II. eine Messe, bei der er acht Bischöfe zu Metropoliten ernennt, wie das koptisch-orthodoxe Portal "Watani" berichtete. Tawadros II. war vor kurzem 70 Jahre alt geworden.
Gegenwärtig leitet das Kirchenoberhaupt den noch bis Sonntag dauernden jährlichen Heiligen Synod. Die Kirchenversammlung befasst sich nach Angaben des Coptic Orthodox Cultural Center (Donnerstag) mit dem Thema "Die gesellschaftliche Rolle der koptischen Kirche".
Die gesellschaftliche Rolle der Kirche, so Tawadros II. demnach in seiner Ansprache, schließe direkt an ihre geistliche Rolle an. Für eine Wirksamkeit der Kirche in der Gesellschaft sei die Erneuerung des Denkens maßgeblich. Ferner sei es notwendig, Pläne für die Struktur und das Wachstum des Unternehmens Kirche zu haben und "die menschlichen Energien in allen Bereichen zu entfesseln".
Für eine Trennung von Staat und Religion
Wiederholt lobte Tawadros II. in seiner Amtszeit die nationale Einheit Ägyptens. Hierin liege die Stärke des Landes, deshalb müssten die Werte des Zusammenlebens und der wahren Staatsbürgerschaft gestärkt werden. Gleichzeitig spricht sich das Kirchenoberhaupt für eine Trennung von Staat und Religion aus. Wenn Religion mit Politik vermischt werde, werden beide verlieren. "Die koptische Kirche ist eine der Säulen, auf denen Ägypten steht, zusammen mit der Armee, der Polizei, der Justiz, der islamischen Institution al-Azhar und allen wirtschaftlichen und kulturellen Organisationen", sagte Tawadros II. in einem Interview mit der ägyptischen Radiomoderatorin Schireen Abdel-Khalek, das in einem jüngst erschienenen Buch der Moderatorin zur Amtszeit Tawadros II. veröffentlicht wurde.
Ägypten stimmt Legalisierung weiterer Kirchen zu
Ägypten hat weitere 125 Kirchbauten und angegliederte Dienstgebäude legalisiert. Damit sind seit Beginn der Legalisierungskampagne 2017 bisher 2.526 christliche Gotteshäuser ohne offizielle Lizenz nachträglich genehmigt worden, wie das koptische Portal "Watani" am Dienstagabend berichtete. Insgesamt wurden demnach Legalisierungsanträge für 3.730 Bauten gestellt
Tawadros II. wurde unter dem Namen Wajih Sobhi Baki Solayman am 4. November 1952 in Mansura im östlichen Nildelta geboren. Er studierte in Alexandria Pharmazie und war Geschäftsführer der Staatlichen Pharmazeutischen Werke Damanhour. 1986 trat er in das Kloster Anba Bischoi ein. 1989 wurde er Priester, 1997 empfing er von Papst Schenuda III. die Bischofsweihe und wurde Generalbischof (Weihbischof) in Damanhour-Beheira im Nildelta.
An seinem 60. Geburtstag wurde er aus einer gewählten Dreierliste per Losentscheid zum 118. Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche bestimmt, die ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurückführt. Damit folgte Tawadros II. auf den charismatischen Vorgänger Schenuda III., der am 17. März 2012 nach mehr als vierzig Jahren im Amt verstarb.
Geistlichen Bande verbindet den Stuhl Petri und den Stuhl Markus
Tawadros II. gilt als aufgeschlossen für den Dialog der christlichen Konfessionen. Als erster Koptenpapst nach 40 Jahren besuchte er 2013 Papst Franziskus. Der Vatikan sprach vor Beginn des Besuchs von deutlich verbesserten Kontakten nach Ägypten. In einem Brief zum neunten Jahrestag der Freundschaft zwischen Kopten und Katholiken von Mai 2022 sprach Papst Franziskus ihm Dank aus "für die geistlichen Bande, die den Stuhl Petri und den Stuhl Markus' verbinden" und versicherte Tawadros seine "unerschütterliche Freundschaft in Christus".
Orthodoxe Kopten stellen die Mehrheit der ägyptischen Christen. Angaben über Mitgliederzahlen der altorientalischen Kirche schwanken zwischen acht und zwölf Millionen. Schätzungen zufolge sind es insgesamt zwischen zehn und vierzehn Prozent der rund 104 Millionen Einwohner Ägyptens.
