Perus Bischöfe kritisieren abgesetzten Präsidenten Castillo

Mit Verfassung gebrochen

Inmitten der peruanischen Regierungskrise haben die katholischen Bischöfe des Landes dem mittlerweile abgesetzten Präsidenten einen versuchten "Staatsstreich" vorgeworfen. Pedro Castillos Vorgehen sei verfassungswidrig, hieß es.

Gegner des peruanischen Präsidenten Castillo versammeln sich in der Nähe des Kongresses / © Martin Mejia (dpa)
Gegner des peruanischen Präsidenten Castillo versammeln sich in der Nähe des Kongresses / © Martin Mejia ( dpa )

So formulierten sie es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung. Die Geistlichen riefen die zuständigen Institutionen und alle Bürger Perus auf, die Demokratie zu verteidigen. Dies sei "ihre moralische Pflicht".

Demonstranten fordern die Absetzung des peruanischen Präsidenten Pedro Castillo / © Guadalupe Pardo (dpa)
Demonstranten fordern die Absetzung des peruanischen Präsidenten Pedro Castillo / © Guadalupe Pardo ( dpa )

Zuvor hatte der wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck geratene Präsident Castillo kurz vor Abstimmung über einen Misstrauensantrag die Auflösung des Parlaments proklamiert. Er kündigte an, bis zu einer Neuwahl mit Notstandsdekreten zu regieren. Zudem verhängte der marxistische Politiker eine landesweite Ausgangssperre. Dem Kongress warf er vor, den Rechtsstaat zerstört zu haben.

Offener Verfassungsbruch

Die Opposition wertete das Handeln als offenen Verfassungsbruch.

Mehrere Kabinettsmitglieder traten nach der Ansprache des Präsidenten zurück. Der Kongress enthob ihn - ungeachtet der verkündeten Parlamentsauflösung - seines Amtes. Kurz darauf wurde Castillo laut örtlichen Medienberichten in der Hauptstadt Lima festgenommen.

Machtkampf zwischen Regierung und Parlament

Der Eskalation war ein monatelanger Machtkampf zwischen Regierung und Parlament vorausgegangen. Castillo, der seit Juli 2021 regierte, und weiteren hochrangigen Politikern werden Korruption und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Mehrfach verweigerte der Kongress dem Präsidenten die Ausreise - etwa im Oktober vor einem geplanten Besuch des Staatsoberhaupts bei Papst Franziskus.

Pedro Castillo (M.), Präsident von Peru, spricht mit Journalisten vor dem Regierungspalast / © Juan Carlos Guzman Negrini/Presidencia Peru/ (dpa)
Pedro Castillo (M.), Präsident von Peru, spricht mit Journalisten vor dem Regierungspalast / © Juan Carlos Guzman Negrini/Presidencia Peru/ ( dpa )

Auch die katholische Kirche in Peru äußerte sich zuletzt immer wieder kritisch über Castillo. Vor einigen Wochen forderte ihn Kardinal Pedro Barreto unverhohlen zum Rücktritt auf. "Der größte Gefallen, den Pedro Castillo uns tun könnte, wäre zurückzutreten", sagte der Erzbischof von Huancayo. Die Korruption im Land haben ein "alarmierendes" und nicht mehr hinnehmbares Ausmaß erreicht.

Die katholische Kirche in Peru

Peru ist für die katholische Kirche eine wichtige Bastion in Lateinamerika, von den 31 Millionen Einwohnern gelten 90 Prozent als katholisch. Die Kirche hat viele Entwicklungsprojekte und setzt sich für den Schutz der indigenen Minderheiten ein, die gerade im Amazonasgebiet durch den Raubbau an der Natur und die zunehmenden Flussverschmutzungen infolge des illegalen Goldabbaus in ihren Lebensgrundlagen bedroht werden.

Gläubiger in Peru mit Rosenkranz / © Geraldo Caso (dpa)
Gläubiger in Peru mit Rosenkranz / © Geraldo Caso ( dpa )
Quelle:
KNA