Kirchliches Frauenbündnis: Rupnik-Skandal "Spitze des Eisbergs"
Der Skandal um den slowenischen Jesuiten und Mosaikkünstler Marko Rupnik ist nach Ansicht des katholischen Frauenbündnisses "Donne per la chiesa" in Italien nur die Spitze eines Eisbergs. Die 2018 gegründete Vereinigung erklärte am Freitag: "Schon viel zu oft haben wir festgestellt, wie in besonderen kirchlichen Strukturen Menschen (und fast immer sind es Frauen) benutzt und manipuliert werden."
Die Logik von einem überlegenen männlichen Kleriker, von Gehorsam, Demut und Verehrung für einen Mann, der angeblich das Heilige verkörpert, führe zu einem "Netz von Ausnutzung, Missbrauch, und perversen Strategien", so die Frauengruppe. In diesem Netz sei "omerta", also Schweigen unter Gruppenzwang, die Regel. So entstehe eine "Kultur körperlicher und geistlicher Vergewaltigung".
Rupnik kein "einzelner fauler Apfel"
Der international bekannte Jesuit und Künstler Rupnik, dem in bislang unbestätigten Medienberichten eine sexuelle Ausnutzung zahlreicher Ordensfrauen vorgeworfen wird, sei ein "würdiger Vertreter dieser Kultur", so die Frauen; und weiter: "Rupnik ist fürwahr ein Tsunami, aber er ist nur die Spitze des Eisbergs". Er sei nicht "ein einzelner fauler Apfel in einem Korb". Vielmehr handele es sich um eine "Krankheit, die das gesamte kirchliche System durchzieht".
In Italien sei sie bisher auch von den meisten Medien verborgen gehalten worden; der Staat sei untätig geblieben. Es brauche nun ein Einschreiten der weltlichen Justiz und eine Untersuchung kirchlicher Archive durch eine unabhängige Kommission.