Bischof Overbeck betont Wichtigkeit von Kirchen-Reformen

"Zu viel stammt aus vergangenen Zeiten"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck betonte in seiner Neujahrspredigt die Notwendigkeit von Reformen. Er fragt sich, wie es gelingen könne, "als Kirche neu zur Sprache zu bringen, was Christsein im Innersten ausmacht".

Bischof Franz-Josef Overbeck predigt (Archiv) / © Henning Schoon (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck predigt (Archiv) / © Henning Schoon ( KNA )

"Es ist richtig, dass unsere Kirche geschlechtergerecht und machtsensibler sein muss als bisher", sagte Overbeck am Sonntag laut Redetext im Essener Dom. Es könne nicht weiter ignoriert werden, dass immer mehr Menschen der Kirche aus systemischen, existenziellen und spirituellen Gründen den Rücken kehrten.

Blick auf den Essener Dom / © Borisb17 (shutterstock)

Viele Menschen fänden heute keinen Zugang mehr zur Kirche und ihren Formen, sagte der Ruhrbischof. "Zu viel stammt wohl aus längst vergangenen Zeiten." Er frage sich deshalb immer mehr, wie es gelingen könne, "als Kirche neu zur Sprache zu bringen, was Christsein im Innersten ausmacht und bedeutet".

Synodaler Weg spiele große Rolle

Der Reformprozess der deutschen katholischen Bistümer, Synodaler Weg, spiele dabei eine große Rolle, erklärte Overbeck. Es gehe darum, glaubwürdig für Vertrauen zu werben, "gerade angesichts der grauenhaften Missbrauchsskandale" in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. Bei dem Reformprozess gehe es nicht um Konkurrenz und Macht, "sondern um einen gemeinsamen Weg von Menschen, die sich im Glauben verbunden wissen, trotz allem, was sie unterscheidet".

Angesichts der Belastungen durch die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine betonte der Bischof, die Gesellschaft stehe in der Pflicht, soziale Härten für viele Menschen möglichst abzufedern.

Sozialstaat muss gestärkt werden

Dafür müssten alle geeigneten Instrumente des Sozialstaates genutzt und gestärkt werden. Wichtig sei zudem ein nüchternes Eingeständnis, "dass nicht so schnell wieder alles gut werden wird", sagte der Theologe. Die kommenden Jahre würden weitere große Belastungen bringen, die nur gerecht und solidarisch bewältigt werden könnten. "Darauf müssen uns vorbereiten!"

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck während einer Predigt / © Harald Oppitz (KNA)
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck während einer Predigt / © Harald Oppitz ( KNA )

Der Essener Bischof rief Christinnen und Christen dazu auf, laut und deutlich in der Öffentlichkeit für die Demokratie einzustehen. Ohne Demokratie gebe es keinen Sozialstaat, der Belastungen gerechnet und solidarisch auf starke wie auch schwache Schultern verteile. "Wir dürfen unseren Zusammenhalt nicht zersetzen lassen und niemals zulassen, dass das Vertrauen, das uns trägt, zerstört wird."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
epd