Bei dem Treffen sei es unter anderem um die Präsidentschaftswahlen gegangen, wie das Patriarchat am Montagabend auf Facebook mitteilte.
Die Hisbollah dementierte unterdessen laut örtlichen Medienberichten Gerüchte, ihr Führer Hassan Nasrallah befinde sich in ernstem Gesundheitszustand in intensivmedizinischer Behandlung.
Wahl hat Priorität
Der Vorsitzende des politischen Rates der Hisbollah, Scheich Ibrahim Amine al-Sajed, rief laut Patriarchat im Anschluss an das Treffen dazu auf, die Präsidentschaftswahlen im Libanon "mit Verantwortung" anzugehen, da sich das Land in einer schwierigen Lage befinde.
Die Wahl eines Nachfolgers für den Ende Oktober aus dem Amt geschiedenen Präsidenten Michel Aoun sei eine Priorität. Die Einigung auf einen Kandidaten müsse durch Dialog erzielt werden, für den die Partei offen sei. Die Hisbollah werde gegen keinen Kandidaten ein Veto einlegen.
Scheich sieht Kluft
Die Pandemie sowie die Situation im Libanon hätten eine "gewisse Kluft" zwischen der Hisbollah und dem Patriarchat geschaffen, so Al-Sajed weiter. Gleichzeitig bestehe zwischen beiden ein offener Kontakt. Die Maroniten sind die größte christliche Gemeinschaft im Libanon.
Ihren Namen leiten sie von dem im 5. Jahrhundert lebenden Einsiedler Maron ab, um den sich eine Gruppe Christen aramäischen Ursprungs in Mittelsyrien versammelt hatte. Nach der islamischen Eroberung wanderten sie im 7. Jahrhundert in den Libanon aus.
Von nach Angaben der katholischen Ostkirche weltweit rund 3,2 Millionen Maroniten leben mehr als die Hälfte in der nichtlibanesischen Diaspora. Nach einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten.
Verhältnis zuletzt schlechter
Durch die enge Verbindung von Religion und Politik ist das Amt des maronitischen Patriarchen, zurzeit bekleidet von Kardinal Bechara Rai (82), auch politisch von großer Bedeutung. Das Verhältnis zwischen der Hisbollah, einem Verbündeten der "Freien Patriotische Bewegung" des ehemaligen Präsidenten Aoun, und dem Patriarchat hatte sich zuletzt verschlechtert.
Rais wiederholte Forderung nach einer "aktiven Neutralität" für den Libanon sowie die Durchführung einer internationalen Konferenz unter Schirmherrschaft der UN bezeichnete Hisbollah-Führer Nasrallah als "Kriegserklärung". Libanon könne angesichts der "Bedrohungen" durch Israel nicht neutral sein.