Das sagte der Libanese laut dem vom Patriarchat veröffentlichten Predigtmanuskript am Montag bei einer Messe in der maronitischen Josephs-Kathedrale in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai nimmt dort an einer bis Dienstag dauernden Konferenz zum Thema Toleranz und Frieden in der arabischen Welt teil.
Eineinhalb Millionen syrische Flüchtlinge im Libanon seien eine extreme wirtschaftliche Belastung, "die der erschöpfte Libanon nicht tragen kann". Ferner seien die Flüchtlinge ein Sicherheitsrisiko für das Land. Konkret warnte der Maronit vor den demografischen Folgen für das auf Religionsproporz basierende politische System im Libanon sowie die kulturelle Identität des Landes.
Keine Politik des Hasses
Entsprechend sei man "schockiert" über die Ablehnung der UN-Einrichtungen gegenüber der libanesischen Entscheidung, syrische Flüchtlinge in "sichere syrische Gebiete zu repatriieren". Libanons Politik habe nichts mit Hass zu tun, sondern erfolge auch aus Liebe zu den vertriebenen Geschwistern, "damit sie in Würde in ihrer Heimat leben, ihre Geschichte weiterschreiben und ihre Kultur und Zivilisation bewahren" könnten.
In seiner Predigt begrüßte Rai außerdem die "Beharrlichkeit" des libanesischen Präsidenten Michel Aoun bei den Verhandlungen im Streit um die Seegrenze zu Israel. Gleichzeitig mahnte er erneut eine fristgemäße Wahl eines neuen Präsidenten. Die Präsidentenwahl sei eine kollektive Entscheidung, die jedem Bürger das Gefühl gebe, der Gewählte sei sein Präsident. Deshalb habe keine Partei das Recht, einer anderen Partei die Mitsprache bei der Wahl zu verweigern.
Libanon leidet unter Wirtschaftskrise
Die Amtszeit Aouns läuft am 31. Oktober aus. Eine Einigung auf einen Kandidaten konnte bisher nicht erzielt werden. Nach zwei wegen fehlendem Quorum vertagten Wahlsitzungen soll das Parlament am Donnerstag erneut zusammentreten.
Nach dem festgelegten Religionsproporz muss der libanesische Staatspräsident maronitischer Christ sein, der Ministerpräsident Sunnit und der Parlamentspräsident Schiit.
Der Libanon leidet derzeit unter einer enormen Wirtschaftskrise.
Lebensmittel-, Energie- und Wasserpreise sind von den Familien kaum noch zu verkraften. Der Wertverlust der libanesischen Währung und seine Auswirkungen haben bislang laut Berichten knapp 80 Prozent der libanesischen Bevölkerung unter die Armutsgrenze gebracht. Zudem ist die medizinische Versorgung mangelhaft.