Wie die Jesuitenzeitschrift "America" berichtete, wurde Kardinal Joseph Zen (90) am Freitag, dem Tag nach dem Papstbegräbnis, von Papst Franziskus empfangen. Zuvor habe er die Erlaubnis bekommen, am Grab zu beten, obwohl dieses noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben war.
Strafverfahren in China
Gegen den ehemaligen Bischof von Hongkong (2002-2009) läuft derzeit noch ein Strafverfahren. Im Mai war er wegen angeblichen Verstoßes gegen das nationale Sicherheitsgesetz festgenommen und kurz darauf auf Kaution freigelassen worden.
Ende November wurde er gemeinsam mit fünf weiteren Menschenrechtlern zu Geldstrafen verurteilt, weil sie einen Fonds für inhaftierte Demokratieaktivisten nicht ordnungsgemäß registriert haben sollen. Zen hat Berufung gegen das Urteil eingelegt. Das Gericht erlaubte ihm dennoch die Ausreise zum Begräbnis nach Rom.
Kritik an China-Politik
Über die Audienz für Zen wurde im offiziellen Bulletin des Heiligen Stuhls nichts mitgeteilt. Zwischen Zen und dem vatikanischen Staatssekretariat hatte es in den vergangenen Jahren Meinungsverschiedenheiten wegen der vatikanischen Chinapolitik gegeben.
Zen hatte das Geheimabkommen des Heiligen Stuhls mit der Volksrepublik kritisiert. Es gibt der Regierung in Peking ein Mitwirkungsrecht bei Bischofsernennungen, im Gegenzug erhofft sich Rom mehr Freiheiten für die katholische Kirche im Reich der Mitte.