"Der Angriff auf die demokratischen Institutionen muss ein Weckruf für all jene in Kirche, Staat und Gesellschaft sein, die nach wie vor Bolsonaro und seine Leute für eine demokratische Alternative im brasilianischen Politiksystem halten", erklärte der Leiter der Auslandsabteilung bei Adveniat, Thomas Wieland, am Montag in Essen.
Kongress gestürmt und verwüstet
Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) haben nach derzeitigem Kenntnisstand Tausende Anhänger des ehemaligen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro den Kongress, das Oberste Gericht und den Präsidentenpalast in Brasiliens Hauptstadt Brasilia gestürmt und verwüstet.
Sie werfen Präsident Luiz Inacio Lula da Silva Korruption sowie Manipulation der Präsidentschaftswahlen im vergangenen Oktober vor. Ex-Präsident Bolsonaro, der sich derzeit in Florida aufhält, hat seine Niederlage bis heute nicht eingestanden.
Lula bezeichnete die Aktion als "Akt von Vandalen, Terroristen und Faschisten". Er kündigte Ermittlungen und eine harte Hand gegenüber den Angreifern und ihren Hintermännern an.
Entscheidung zwischen Demokratie und Diktatur
Dem abgewählten Bolsonaro sei es mit seinen Androhungen eines Militärputschs immer darum gegangen, an die bis heute nicht-aufgearbeitete Militärdiktatur zwischen 1964 und 1985 anzuknüpfen, warnte Wieland. Zudem habe er mit seinen verbalen Attacken gegen Frauen, Indigene, Afro-Brasilianer und Andersdenkende das politische Klima nachhaltig vergiftet.
Es sei also keine Übertreibung gewesen, die Präsidentschaftswahl vom vergangenen Oktober als Entscheidung zwischen Demokratie und Diktatur zu bezeichnen", so der Adveniat-Experte. "Es braucht eine starke Allianz, damit die fragilen Demokratien in Brasilien und ganz Lateinamerika gestärkt werden."