Marx fordert von Gläubigen Einsatz für Waffenruhe in Ukraine

"An der Seite derer, die leiden"

Gläubige sollen sich nach dem Willen des Münchner Kardinals Reinhard Marx für eine Waffenruhe in der Ukraine starkmachen. Er ruft sie auf, "alles zu tun, alle Fantasie, alles Denken in Bewegung zu setzen, damit die Waffen schweigen".

Teilnehmer tragen während einer Demonstration gegen den russischen Angriff auf die Ukraine ein Kreuz sowie Flaggen der Ukraine / © Sebastian Gollnow (dpa)
Teilnehmer tragen während einer Demonstration gegen den russischen Angriff auf die Ukraine ein Kreuz sowie Flaggen der Ukraine / © Sebastian Gollnow ( dpa )

Das wäre dann noch nicht das Ende des Krieges, sagte Marx am Mittwochabend in der Münchner Kirche Sankt Matthäus. Aber es wäre "das Ende des Tötens und des Leidens für einen Augenblick" und "das Atemholen dafür, dass wir an den Menschen denken".

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Als Christinnen und Christen an der Seite Jesu zu stehen, habe zugleich eine politische Dimension, ergänzte Marx.

"An der Seite derer, die leiden"

"Das gilt auch für die Frage von Krieg und Frieden. Dann stehen wir an der Seite derer, die sterben im Krieg und die leiden und die erfrieren", sagte der Erzbischof von München und Freising.

Es verstöre ihn, "dass fast nur noch über Waffen geredet wird". Er habe keine politische Lösung für einen Krieg, aber "doch eine Ahnung, dass das nicht das Ende sein kann".

Einsatz für Menschenwürde

Marx äußerte sich in einem ökumenischen Gottesdienst zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Mit ihm kamen der evangelisch-lutherische Landesbischof Bayerns, Heinrich Bedford-Strohm, der rumänisch-orthodoxe Bischof Sofian von Kronstadt sowie weitere Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern zusammen.

Bayrischer Landesbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch (epd)
Bayrischer Landesbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm / © Christian Ditsch ( epd )

Bedford-Strohm sprach dabei das Thema Rassismus an. Dieser stehe in tiefem Widerspruch zum christlichen Glauben.

"Dagegen setzen wir als Christinnen und Christen auf der ganzen Welt die Überzeugung, dass jeder Mensch gleichermaßen zum Bilde Gottes geschaffen ist. Deswegen setzen wir uns für die Menschenwürde überall auf der Welt ein."

Eine der ältesten ökumenischen Initiativen

Die Gebetswoche für die Einheit der Christen, die vom 18. bis 25. Januar weltweit begangen wird, ist eine der ältesten ökumenischen Initiativen.

Seit 1908 zeigen dabei Christinnen und Christen aller Konfessionen ihre Verbundenheit und ihr Eintreten für Versöhnung und Dialog. Die Aktion wird gemeinsam vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen und dem Ökumenischen Rat der Kirchen verantwortet.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA