Kirche kann in Peru zum Schlüssel in der Krise werden

Proteste dauern an

Auch an diesem Wochenende gab es in Peru erneut Unruhen. Papst Franziskus rief zum Dialog in dem südamerikanischen Land auf, Erzbischof Cabrejos fordert rasche Neuwahlen. Die dortigen Bischöfe bieten Vermittlung an.

 Peru, Arequipa: Öffentliche Einrichtungen werden vom Militär bewacht / © Denis Mayhua (dpa)
Peru, Arequipa: Öffentliche Einrichtungen werden vom Militär bewacht / © Denis Mayhua ( dpa )

Die Inka-Ruinenstadt Machu Picchu, weltberühmtes Touristenziel, ist geschlossen, nach Ausschreitungen im benachbarten Cusco nicht mehr erreichbar; die Bergbaumine Antapaccay geplündert.

Trotz aller Aufrufe zu Dialog gab es in Peru auch am Wochenende wieder heftige Auseinandersetzungen.

Politische Krise in Peru: Trauer um dutzende Tote nach Protesten / © Denis Mayhua (dpa)
Politische Krise in Peru: Trauer um dutzende Tote nach Protesten / © Denis Mayhua ( dpa )

Seit Wochen versuchen Demonstranten gezielt, Flughäfen zu besetzen. Der Tourismus in der Region, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, ist zum Erliegen gekommen.

Das Bergbau-Unternehmen Antapaccay kündigte an, die Arbeiten im Kupfer-, Gold-, und Silberbergbau in der Mine im Süden des Landes nach einem gewaltsamen Angriff und Plünderungen der Infrastruktur vorerst einzustellen. Es sei Eigentum der Belegschaft wie auch des Unternehmens gestohlen worden.

Kirche bietet Vermittlung an

Die Kirche in Peru hat Vermittlung angeboten. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Miguel Cabrejos von Trujillo, bekräftigte laut Medienberichten vom Wochenende die Bereitschaft der Kirchenvertreter, "Brücken zwischen Legislative, Exekutive, Zivilgesellschaft und protestierenden Gruppen zu bauen". Man sei bereit, "mit allen zu sprechen, wenn wir gebeten werden".

Peru, Lima: Bewaffnete Soldaten stehen im Zentrum der peruanischen Hauptstadt vor einem Gebäude / © Lucas Aguayo Araos (dpa)
Peru, Lima: Bewaffnete Soldaten stehen im Zentrum der peruanischen Hauptstadt vor einem Gebäude / © Lucas Aguayo Araos ( dpa )

In einem Interview mit RPP Noticias kritisierte Cabrejos das Verhalten einiger Kongressabgeordneter: "Wie kann man Urlaub machen, wenn das eigene Haus brennt? Peru ist in Aufruhr". Zugleich rief der Erzbischof die Parlamentarier auf, rasch einen Termin für vorgezogene Neuwahlen festzulegen. Es könne jetzt nicht um Egoismen gehen; das Wohl Perus müsse im Fokus stehen.

Papst ruft zum Dialog auf

Auch Papst Franziskus rief die verfeindeten politischen Lager am Wochenende zu Dialog und Frieden auf. Auf dem Petersplatz sagte er am Sonntag: "Die Gewalt erstickt die Hoffnung auf eine gerechte Lösung der Probleme!" Auf Spanisch schloss sich Franziskus dem Appell der peruanischen Bischöfe an und rief: "Nein zu Gewalt, ganz egal woher sie kommt! Schluss mit dem Töten!" Die Regierung in Lima dankte dem Papst auf Twitter und erklärte, genau das sei auch ihr Weg: "Beendigung aller Gewaltakte und Dialog zwischen Brüdern derselben Nation".

Demonstranten fordern die Absetzung des peruanischen Präsidenten Pedro Castillo / © Guadalupe Pardo (dpa)
Demonstranten fordern die Absetzung des peruanischen Präsidenten Pedro Castillo / © Guadalupe Pardo ( dpa )

Die Unruhen in Peru begannen nach der Absetzung des linksgerichteten Ex-Präsidenten Pedro Castillo Anfang Dezember. Bislang kamen mehr als 50 Menschen ums Leben, die meisten aufseiten der Demonstranten.

Hunderte Polizisten wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft hatte ermittelt und Castillo vorgeworfen, ein Korruptionsnetzwerk aufgebaut zu haben. Der Kongress stimmte einem Misstrauensantrag zu und wählte anschließend Vizepräsidentin Dina Boluarte zur neuen Präsidentin. Sie schlug Neuwahlen 2024 vor. Die Demonstranten fordern Boluartes Rücktritt, sofortige Neuwahlen und eine Verfassungsreform.

Die katholische Kirche in Peru

Peru ist für die katholische Kirche eine wichtige Bastion in Lateinamerika, von den 31 Millionen Einwohnern gelten 90 Prozent als katholisch. Die Kirche hat viele Entwicklungsprojekte und setzt sich für den Schutz der indigenen Minderheiten ein, die gerade im Amazonasgebiet durch den Raubbau an der Natur und die zunehmenden Flussverschmutzungen infolge des illegalen Goldabbaus in ihren Lebensgrundlagen bedroht werden.

Gläubiger in Peru mit Rosenkranz / © Geraldo Caso (dpa)
Gläubiger in Peru mit Rosenkranz / © Geraldo Caso ( dpa )
Quelle:
KNA