Weder die Militärregierung noch die meist jugendlichen Demonstranten, die die Rückkehr zur Demokratie forderten, seien gegenwärtig an einem Dialog interessiert, sagte Bischof Marco Win Tin am Samstag bei einem Besuch im Erzbistum Köln.
Friedensverhandlungen seien jedoch die einzige Chance, Not und Chaos zu bekämpfen, die nach dem Putsch am 1. Februar 2021 entstanden seien, sagte der Bischof.
Das Land befinde sich in einem Bürgerkrieg, sagte der Bischof weiter. Katholische Priester, Nonnen und Mönche versuchten in der weiten Ebene im Zentrum des Landes in Dörfern und Städten eine minimale Hilfe mit Lebensmitteln und Medikamenten aufrechtzuerhalten.
In vielen Dörfern seien Bewohnerinnen und Bewohner getötet worden, die Infrastruktur sei zerstört. Wegen der Corona-Epidemie und der politischen Situation würden in weiten Teilen des Landes seit Jahren kein Schulunterricht mehr stattfinden.
Gewalt, Vertreibung und Hunger
Die "katastrophale Situation" der Menschen in Myanmar, die von Gewalt, Vertreibung und Hunger gekennzeichnet sei, werde von der internationalen Gemeinschaft zurzeit kaum beachtet, beklagte der Menschenrechtsreferent der katholischen Hilfsorganisation Missio, Mark Draser. Das Hilfswerk versuche, den Betrieb von Flüchtlingslagern finanziell zu unterstützen.
Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte sind seit dem Putsch am 1. Februar 2021 mindestens 2.890 Menschen durch das Militär und dessen Helfer getötet worden. Weitere 1,2 Millionen Menschen seien innerhalb Myanmars vertrieben worden. Mehr als 70.000 Menschen seien aus dem Land geflüchtet.
Seit dem Sturz der Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi geht das Militär brutal gegen Oppositionelle sowie Widerstandsgruppen vor. Immer wieder gibt es Berichte über Massaker an der Zivilbevölkerung. Die meisten der 53 Millionen Einwohner von Myanmar sind Buddhisten. Etwa vier Prozent sind Christen.