307 Sakralbauten laut Ukraine durch Krieg beschädigt

Gotteshäuser nicht verschont

Die russische Armee hat in der Ukraine in den vergangenen elf Monaten nach Angaben Kiews mindestens 307 Kirchen und andere Religionsstätten zerstört oder beschädigt. Auch ein wichtigstes Kloster wurde demnach beschädigt.

Absperrband vor dem Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats / © Sergey Korovayny (KNA)
Absperrband vor dem Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats / © Sergey Korovayny ( KNA )

Wie der staatliche Dienst für ethnische Angelegenheiten und Gewissensfreiheit mitteilte, fielen dem Angriffskrieg allein 142 Sakralbauten der ukrainisch-orthodoxen Kirche zum Opfer. Diese Kirche unterstand bis Mai dem orthodoxen Moskauer Patriarchat, erklärte sich dann aber für unabhängig.

Kloster mehrfach beschossen und zerstört

Auch eines ihrer wichtigsten Klöster wurde nach ukrainischen Angaben mehrfach beschossen und zum Teil zerstört: die Lawra in Swjatohirsk in der Region Donezk. Dabei waren Ende Mai nach Angaben des Klosters zwei Mönche und eine Ordensfrau getötet sowie drei Ordensmänner verletzt worden.

Russland war am 24. Februar 2022 auf breiter Front in die Ukraine einmarschiert und besetzt nun Gebiete im Osten und Süden des Nachbarlandes.

Blick auf eine orthodoxe Kirche in Mala-Komyshevaha, die von den russischen Streitkräften als Militärkrankenhaus genutzt wurde / © Evgeniy Maloletka/AP (dpa)
Blick auf eine orthodoxe Kirche in Mala-Komyshevaha, die von den russischen Streitkräften als Militärkrankenhaus genutzt wurde / © Evgeniy Maloletka/AP ( dpa )

Beschädigte und zerstörte Gotteshäuser

Am zweithäufigsten beschädigten oder zerstörten die Angreifer laut Statistik Gotteshäuser der Zeugen Jehovas: 95 sogenannte Königreichssäle. Die meisten der 307 Sakralbauten befinden sich in den Regionen Donezk (75) und Luhansk (59), gefolgt von den Regionen Kiew (43), Charkiw (38) und Cherson (20).

Nur in 9 der insgesamt 24 ukrainischen Verwaltungsbezirke seien bislang alle Religionsstätten vom Krieg verschont geblieben.

Mitarbeitende von Hilfsorganisationen getötet

Laut der Behörde sind 30 protestantische Gotteshäuser und 21 der eigenständigen (autokephalen) orthodoxen Kirche vollständig oder teilweise ruiniert. Auch fünf römisch-katholische und vier griechisch-katholische Gebäude stehen auf ihrer Liste, ebenso je fünf jüdische und islamische Bauwerke.

Am 15. März soll ein russischer Panzer in der ostukrainischen Hafenstadt Mariupol ein Sozialzentrum der griechisch-katholischen Caritas beschossen haben. Dadurch wurden den Angaben zufolge zwei Mitarbeiter der Hilfsorganisation und fünf Menschen getötet, die in dem Haus Schutz gesucht hätten.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA