DOMRADIO.DE: Was haben Sie geplant?
Andreas Süß (Pfarrer aus Neuss): Uns haben in Neuss die Bilder der Erdbeben-Situation in der Türkei und in Syrien tief erschüttert. Wir haben sofort gesagt, dass wir eigentlich mit allen, die mithelfen können, ein Neusser Bündnis starten müssen, um den Erdbebenopfern in der Türkei und in Syrien zu helfen. Wir haben einen Familienangehörigen hier, der von seiner Familie in der Türkei gehört hatte, dass man dort ganz konkrete Hilfe braucht. Es werden Dinge wie Babynahrung, Seifen, Isomatten, Winter-Schlafsäcke, Thermo-Socken, Taschenlampen, rezeptfreie Medikamente, Reis, Nudeln und Konserven benötigt. Die Hilfe brauchen die Menschen möglichst bald und schnell.
Jetzt haben wir gesagt, dass wir bis zum 17. Februar an unterschiedlichen Orten Sachspenden sammeln wollen. Wir wollen danach mit dem LKW ins Krisengebiet fahren, um dort die Hilfsgüter abzugeben, sodass auch alles ankommt, was wir hier in Neuss miteinander sammeln.
DOMRADIO.DE: Das ist ein großes Aktionsbündnis, das sich da zusammengefunden hat. Wer macht alles mit?
Süß: Wir haben hier ein gutes ökumenisches Miteinander, sodass wir uns als Kirchen sofort auf den Weg begeben haben. Wir haben aber auch die jüdische Gemeinde mit dabei, wir haben die alevitische Gemeinde dabei, wir haben "Neuss hilft", ein Hilfsbündnis dabei, wir haben den Bürgermeister mit ins Boot geholt.
Somit haben wir, denke ich, alle in Neuss mit angesprochen, die helfen können, dass möglichst viele davon mitbekommen, dass wir bis zum 17. Februar Hilfsgüter sammeln. Ich finde, das ist ein Zeichen von Solidarität über die Gruppengrenzen hinweg, über Konventions- und Religionsgrenzen hinweg, miteinander zu helfen und uns auf den Weg zu machen.
DOMRADIO.DE: Wo genau werden Sie denn hinfahren?
Süß: Das müssen wir noch abklären. Wir wollen aber ins Krisengebiet reinkommen. Erstmal wird es die Türkei sein. Da haben wir das Glück, dass wir Menschen hier vor Ort kennen, um zu fragen, wo wir hinfahren können, um den Menschen dort, die in Not sind, die Dinge abzugeben, die wir hier sammeln können.
DOMRADIO.DE: Spüren Sie eine große Bereitschaft der Menschen, sich da einzubringen, mitzuhelfen, zu spenden, vielleicht sogar hinzufahren?
Süß: Wir haben eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, wo sich eigentlich minütlich Menschen zur Verfügung stellen, Dinge abgeben können. Es kommen auch Nachrichten, dass Leute sagen, wir können gerne mit anpacken, wir können mit den LKW beladen. Da ist eine ganz große Resonanz, weil wir so breit aufgestellt sind und weil wir so viele Gruppen und Gemeinschaften erreichen können.
Wir werden natürlich schauen, wie viele LKWs wir bepackt bekommen. Ich bin dankbar, dass eine Fahrschule aus Neuss logistisch mithilft und auch Fahrerdienste anbietet. Wer dann alles bereit ist mitzufahren, wird natürlich davon auch abhängen, wie viele LKWs jetzt beladen werden und wie viele wir mitnehmen können.
DOMRADIO.DE: Wenn man helfen möchte, wie beteiligt man sich?
Süß: Sie können gerne auf die Seite neuss.de/erdbeben gehen. Dort finden Sie alle Informationen, auch Telefonnummern, die Sie anrufen können. Oder auf neuss-mitte.de, unserer katholischen Seite, finden Sie alle relevanten Informationen.
Das Interview führte Heike Sicconi.