Missbrauchs-Verfahren gegen französischen Kardinal beendet

Fall bereits verjährt

Die Staatsanwaltschaft in Marseille hat ihre Missbrauchs-Ermittlungen gegen den französischen Kardinal Jean-Pierre Ricard vorerst eingestellt. Ein Grund sei Verjährung. Ein kirchenrechtliches Verfahren läuft aber noch.

Monsignore Jean-Pierre Ricard, ehemaliger Erzbischof von Bordeaux im Jahr 2006 / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Monsignore Jean-Pierre Ricard, ehemaliger Erzbischof von Bordeaux im Jahr 2006 / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Die Vorwürfe gegen den ehemaligen Erzbischof von Bordeaux seien verjährt, berichtet das Portal der Zeitung "La Croix" (Samstag) unter Berufung auf den zuständigen Staatsanwalt. Ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den früheren Vorsitzenden der Französischen Bischofskonferenz sei aber weiter anhängig.

Ricard hatte sich im vergangenen November wegen "verwerflichen Verhaltens" gegenüber einer 14-Jährigen selbst bei der Bischofskonferenz angezeigt. Dies habe bei ihr "schwere und dauerhafte Folgen" hinterlassen. Er habe mit der Frau darüber gesprochen und "sie um Vergebung gebeten". Ricard erklärte weiter, er habe sich entschlossen, nicht länger zu schweigen und sich der staatlichen und kirchlichen Justiz zu stellen. Der Fall liegt demnach 35 Jahre zurück.

Vorermittlungen waren angelaufen

Die Staatsanwaltschaft hatte die Vorermittlungen am Tag nach der Selbstanzeige offiziell aufgenommen. In dieser hätte geklärt werden sollen, ob die Vorwürfe für ein Strafverfahren ausreichend seien.

Ebenso sollte festgestellt werden, ob es weitere Betroffene gibt. Das ebenfalls im November eröffnete kirchenrechtliche Verfahren wird vonseiten des Vatikans fortgeführt und ist nicht an die Entscheidungen der Staatsanwaltschaft gebunden.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA