Für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wurden konkrete Reformen beschlossen. So soll Frauen und nicht geweihten Männern künftig die Predigt in Gottesdiensten gestattet werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Transpersonen und für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau sehen. Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen. Die Synodalversammlung sprach sich zudem dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen.
Als "hart erkämpften Meilenstein" würdigte die Katholische Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) den Beschluss zur Zulassung von Frauen als Diakonin, der in Rom vorlegt werden soll. "Wir setzen uns nun konsequent ein, dass wir nicht weitere 50 Jahre auf die erste Priesterin warten müssen."
Segensfeiern hätten schon zuvor stattgefunden
Erleichtert zeigten sich die kfd-Synodalinnen darüber, dass Pläne für einen veränderten Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt auf große Zustimmung stießen. Dies würdigte auch die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Maria Flachsbarth. Ebenso sei eine echte Hilfe für Betroffene, dass die Themen spiritueller Missbrauch und Missbrauch an erwachsenen Frauen berücksichtigt wurden. Ziel bleibe, "all die klerikalen Strukturen zu ändern, die Missbrauch im vermeintlichen Schutzraum Kirche begünstigen".
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte dem Bayerischen Rundfunk, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratete Geschiedene hätten in seinem Erzbistum schon zuvor stattgefunden, "etwas unterhalb der erlaubten Grenze". Er habe da aber nie eingegriffen. "Ich habe den Seelsorgerinnen und Seelsorgern eigentlich immer gesagt, wir müssen Wege gehen für die Menschen; aber jetzt können wir es auch in einer Öffentlichkeit tun und können auch deutlich machen, dass die homosexuellen Paare, aber auch die anderen, die wiederverheirateten Geschiedenen und viele, die einen Segen erbitten, auch willkommen sind."
Keine "Schnellschüsse"
Ebenso kündigte der Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, an, "vieles" möglichst schnell umsetzen oder weiter prüfen zu wollen. Es gelte, "die Texte des Synodalen Weges mit Leben zu füllen". Zugleich sei während des Prozesses nicht nur an Texten gearbeitet worden. "Wir haben miteinander eingeübt, was es bedeutet, synodal Kirche zu sein", so der Bischof. Für einen entsprechenden Kulturwandel werde er sich auch weiter einsetzen.
Dagegen erklärte der Augsburger Bischof Bertram Meier, bei der Umsetzung der Beschlüsse werde es keine "Schnellschüsse" geben. Sie müssten sich dem internationalen Diskurs stellen - mit der Weltkirche und mit Rom. Um in eine synodale Kirche hineinzuwachsen, brauche es "Zeit und Geduld".
"Wichtige Schritte nach vorne"
Der Münsteraner Bischof Felix Genn sagte, auch künftig sei "gemeinsames Ringen" um den Weg der Kirche gefordert. "Wir haben noch immer viel an Synodalität zu lernen." Es sei richtig gewesen, sich auf den Synodalen Weg zu begeben; es hätten sich aber auch große Differenzen gezeigt.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck betonte, bei dem Prozess sei "ein tiefer Sinn entstanden, wie wir heute Kirche mitten in der Welt sein können". Es habe "wichtige Schritte nach vorne" gegeben, sagte er dem "Neuen Ruhrwort". Er wisse aber auch, dass es "noch so manche Diskussion" geben werde, "weil die weltkirchlichen Gesetze noch andere sind".
"In seinem Kern doch gescheitert"
Der Würzburger Bischof Franz Jung mahnte, die Diskussionskultur müsse weiter verbessert werden. Das Ringen um theologische Einsichten und kirchenpolitisch kluge Modifikationen sei "ein großes synodales Lernfeld". Bisweilen kämen dann nur kleine Schritte heraus, die man gemeinsam gehen könne. Aber, so der Bischof, "lieber kleine als keine".
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend forderte mehr Mut für Veränderungen. "Der Synodale Weg hat etwas bewegt; er ist aber in seinem Kern doch gescheitert", erklärte der Bundesvorsitzende Gregor Podschun. Grund dafür sei nicht "nur Verzagtheit". Vielmehr würden "leider diskriminierende Strukturen gewollt aufrechterhalten". Daher müssten auch bei der von Papst Franziskus initiierten Weltsynode junge Menschen stärker beteiligt werden.
"Dringend notwendige Reformen"
Die Initiative Wir sind Kirche würdigte den Synodalen Weg als "weltweit beispielhaften Prozess", der weiterwirken müsse. Aus wissenschaftlicher und pastoraler Erfahrung seien "dringend notwendige Reformen und Lösungswege" aufgezeigt worden. Der "Synodale Ausschuss" könne eine "Zeitenwende für eine wirklich synodale Kirche" werden.
Der 74 Mitglieder zählende "Synodale Ausschuss" soll die noch nicht erledigten Aufgaben des Reformprojekts fortführen und die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten, in dem Bischöfe und Laien ihre Gespräche fortsetzen wollen. 2026 soll eine weitere Synodalversammlung beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind.