Letzter Vatikan-Diplomat hat Nicaragua verlassen

Nach Papst-Kommentar

Monsignore Marcel Diouf, bislang noch in Nicaragua verbliebener Geschäftsträger der Vatikanbotschaft in Managua, hat das Land verlassen. Die Regierung in Managua hatte die komplette Räumung der Vatikanbotschaft verlangt.

Fahne Nicaraguas / © BUTENKOV ALEKSEI (shutterstock)

Der Diplomat sei ins benachbarte Costa Rica umgezogen, berichtete das Portal "Vatican News" am Samstag. Die Schließung der diplomatischen Vertretung erfolgte auf Druck der nicaraguanischen Regierung.

Gemäß dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen sei die Verwahrung des Gebäudes der Apostolischen Nuntiatur und ihrer Vermögenswerte der Italienischen Republik anvertraut worden.

Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga (dpa)
Daniel Ortega, Präsident von Nicaragua / © Alfredo Zuniga ( dpa )

Vor seiner Abreise wurde Diouf von den in Nicaragua akkreditierten diplomatischen Vertretern der Europäischen Union, Deutschlands, Frankreichs und Italiens verabschiedet.

Diplomatische Beziehungen suspendiert

Bereits vor einem Jahr hatte die Regierung unter Präsident Daniel Ortega den Apostolischen Nuntius aufgefordert, das Land zu verlassen. Vor einer Woche verlangte die Regierung in Managua dann die komplette Räumung der Vatikanbotschaft. Der Vatikan teilte daraufhin mit, er betrachte die Beziehungen lediglich als suspendiert und nicht als endgültig abgebrochen.

Die Beziehungen zwischen der Regierung Ortega und der katholischen Kirche sind seit Jahren schwer belastet. Unter anderem hatte ein Gericht Bischof Rolando Jose Alvarez von Matagalpa zu einer Haftstrafe von 26 Jahren verurteilt.

Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo (dpa)
Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa / © Moises Castillo ( dpa )

Räumung nach Papst-Interview

Papst Franziskus verglich das Ortega-Regime daraufhin in einem Interview mit der Sowjetdiktatur in Moskau und mit der Hitler-Dikatur der 1930er Jahre in Deutschland. Darauf antwortete die Regierung des Landes mit der Anordnung zur Schließung der Nuntiatur.

Bischof Alvarez in Nicaragua zu 26 Jahren Haft verurteilt

Mit einem drakonischen Urteil will das sandinistische Regime in Nicaragua ein Exempel statuieren, um kritische Stimmen im Land einzuschüchtern: Der Bischof von Matagalpa muss für mehr als 26 Jahre ins Gefängnis. "Ich will keinen neuen Märtyrer-Bischof in Lateinamerika": Mit diesen Worten beorderte Papst Franziskus Managuas Weihbischof Silvio Baez schon vor einigen Jahren ins Exil. Nur widerwillig und "im Geiste des Gehorsams" verließ der prominente Kritiker des sandinistischen Regimes Ende April 2019 seine Heimat Nicaragua.

Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle (dpa)
Schattenumriss Gefängnis / © Felix Kästle ( dpa )

 

Quelle:
KNA