DOMRADIO.DE: Was macht es heute so herausfordernd, junge Menschen zu erreichen?
Marianne Bauer (Team Jugendseelsorge im Erzbistum Köln): Es gibt immer weniger junge Leute, die sich zur Firmung anmelden, die sich für die Firmung entscheiden. Wir sind in einer gesellschaftlichen Situation, wo es auch andere Möglichkeiten gibt, das Erwachsenwerden zu feiern oder mit Freundinnen und Freunden verstärkt auf diese Lebensphase zu gucken. Die jungen Leute fragen uns: Was bringt mir das für mein Leben? Was bringt mir das für meinen Glauben, wenn ich jetzt zur Firmung gehe? Das ist eine Frage, die wir beantworten müssen.
Verändert sich damit irgendetwas in meinem Leben? Stärkt mich das, bringt mich das weiter und hilft mir das, Entscheidungen zu treffen? Merke ich davon irgendetwas? Also, verändert sich am Tag nach der Firmung für mich und mein Leben etwas? Und was hat das mit meinem Glauben zu tun?
Es gibt schon ein starkes Interesse, auf diese Fragen Antworten zu bekommen. Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
DOMRADIO.DE: Wenn sich junge Menschen entschließen, sich firmen zu lassen, braucht es Katecheten, also Leute wie Sie, die die Kinder und Jugendlichen auf die Firmung vorbereiten. Die meisten machen das ehrenamtlich. Wo liegen da die Herausforderungen?
Bauer: Genau da, wo sie auch in ehrenamtlichen Bereichen andernorts oder bezüglich anderer Themen liegen. Wir haben heute viele Menschen, die vermehrt in Vollzeit arbeiten. Wir haben ganz viele Möglichkeiten, sich ansonsten ehrenamtlich zu engagieren. Wie viel Zeit will und kann ich überhaupt erübrigen, um mich zu engagieren? Das ist das eine.
Ein zweiter Punkt ist, dass Jugendliche vielleicht eine etwas herausfordernde Zielgruppe sind als etwa Erstkommunionkinder, wo ich noch mal anders auf Fragen antworten muss, wo ich vielleicht auch meinen eigenen Glauben anders ins Spiel bringen muss.
Wir wissen aus vielen Umfragen, die wir mit Jugendlichen durchgeführt haben, dass gerade die Katechetinnen und Katecheten einen ganz, ganz hohen Stellenwert haben; dass sie eine ganz große Wertschätzung bei den Jugendlichen genießen, weil sie eben authentische Glaubenszeugen und anfragbar sind.
Das muss ich natürlich auch wollen. Ich muss auch von mir und meinem Glauben erzählen wollen und können. Das ist vielleicht gerade in der aktuellen Situation der Kirche nicht immer ganz einfach.
DOMRADIO.DE: Warum finden Sie es für junge Menschen erstrebenswert, sich firmen zu lassen?
Bauer: Zum einen bringt es die Initiation zu Ende. Es geht noch mal darum, selber "Ja" zu sagen zu diesem christlichen Glauben und nicht einfach nur "Ja, okay, meine Eltern haben da etwas versprochen und irgendwie ist es gar nicht meins", sondern selber noch mal zu gucken, was heißt das denn für mein Leben?
Kann mich das irgendwie stärken? Was macht das mit meiner Persönlichkeitsentwicklung? Der Glaube gehört ja zum Leben dazu. Was ist meine Spiritualität?
Deshalb finde ich es für junge Menschen ganz, ganz wichtig, sich damit auseinanderzusetzen und zu gucken, was hat das für eine Relevanz für mein Leben? Und will und kann ich selber "Ja" sagen zu dem Glauben an diesen personalen Gott, den wir als Christinnen und Christen verkünden? Kann ich das unterschreiben und will ich Gott in meinem Leben und will ich auch, dass Gott mein Leben begleitet?
Das Interview führte Florian Helbig.