Auch die fünf Teile der katholischen Messe wurden entsprechend zu Ostern oder Weihnachten vom jeweiligen Kapellmeister oder seinem Vertreter regelmäßig neu komponiert. Das Besondere: nur über den musikalischen Charakter und möglichen Zitaten bei den Melodien war der Zusammenhang zu Ostern möglich, denn der eigentliche Mess-Text mit Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei durfte nicht verändert werden.
Auch durch die Bezeichnung der Messvertonung mit einem entsprechenden Titel konnte der Komponist einen österlichen Bezug herstellen.
Biber als Chef von Mozart senior
Ein Beispiel aus Wien ist die Missa Resurrectionis Domini. In Salzburg war Mitte des 18. Jahrhunderts Carl Heinrich Biber Hof-Kapellmeister. Der Name Biber steht in Barock-Musik für die monumentale Missa Salisburgensis und die berühmten Rosenkranz-Sonaten. Die wurden allerdings vom Vater von Carl Heinrich, nämlich Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern geschrieben.
Sein Sohn Carl Heinrich war allerdings zu Lebzeiten ähnlich erfolgreich – später wurde er wie sein Vater Hofkapellmeister in Salzburg und in den Adelsstand erhoben. Seine Lebensdaten entsprechen ziemlich genau denen von Johann Sebastian Bach. Allerdings schrieb er als katholischer Komponist in Salzburg doch erheblich anders. Übrigens war Biber als Hofkapellmeister Dienstvorgesetzter eines gewissen Leopold Mozart, dem Vater von Wolfgang Amadeus Mozart. Biber besetzt seine Oster-Messe buchstäblich mit Pauken und Trompeten, Gesangssolisten, Chor und Orchester.
Klangvoll komponieren konnte auch Zelenka
Biber steht für den Stilwandel, der sich etwa um 1730 hin zum Rokoko andeutete. Während Zeitgenossen wie Johann Sebastian Bach Bach oder auch Antonio Vivaldi ihren Barock-Stil durchzogen, zeigen sich bei Biber durchaus die moderneren Klänge. Ähnlich modern, wenn auch harmonisch und kontrapunktisch vertrackter komponierte Jan Dismas Zelenka am Dresdner Hof.
Er war deutlich von der italienischen Opernmusik beeinflusst und entwickelte daraus seinen ganz eigenen Stil. Der böhmische Komponist steht für temperamentvolle Musik, verbunden mit einer kühnen Harmonik und geradezu sprudelnden Melodien. In Dresden komponierte er umfangreiche katholische Kirchenmusik – vor allem Psalmen für die Vesper und natürlich Messvertonungen für die Eucharistiefeiern.
Auch zu Weihnachten oder Ostern schrieb er entsprechende Messen, die aufgrund ihrer Bezeichnung den Hochfesten zu zuordnen sind. Die Missa Paschalis in D-Dur komponiert er im Jahr 1726 und in im besten Sinne eine typische Zelenka-Messe. Besetzt für Gesangssolisten, Chor und Orchester kommt sie dem Hochfest Ostern entsprechend klangvoll und abwechslungsreich daher.
Wiener Kaiserhof mit toller Musik
Etwas früher als Biber und Zelenka lebte Antonio Bertali. Der gebürtige Italiener wirkte im 17. Jahrhundert erst als Violinist und schließlich als Hofkapellmeister in Wien. Dafür schrieb er umfangreiche Werke, sowohl weltliche Werke wie Opern, denn auch im Bereich der Musik außerhalb des Kirchenraums legte der damalige Kaiser Ferdinand III. großen Wert auf repräsentative Musik. Übrigens komponierte der Habsburger selber auf beachtlichem Niveau, einige Werke haben sich sogar erhalten.
Doch normalerweise kümmerte sich Bertali um die Musik in Wien mit Opern, Oratorien und Messvertonungen. Für das Osterfest 1666 schrieb Bertali die Missa Resurrectionis, die mit festlichen Bläserklängen und Doppelchoreffekten dem Charakter des Hochfestes Ostern entspricht.
Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingen die drei österlichen Messvertonungen am Ostersonntag ab 20 Uhr.