Studie zu Missbrauch im Erzbistum Freiburg kommt am Dienstag

Die Nächste, bitte!

Hohe Erwartungen richten sich an die erste Studie zu sexualisierter Gewalt und Missbrauch im Erzbistum Freiburg. Der von Experten der Unabhängigen Aufarbeitungskommission erarbeitete Bericht soll am Dienstag veröffentlicht werden.

Freiburger Münster / © pakpoomkh (shutterstock)

Die Untersuchung will zeigen, wann, wo und wie es zu Missbrauch durch Priester kam und welche Strukturen Verschleierung begünstigten. Eine bundesweite Untersuchung (MHG-Studie) ging von 190 beschuldigten Priestern im Bistum aus.

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )

Vorgestellt wird die 600-seitige Untersuchung vom Kommissionsvorsitzenden, dem Freiburger Theologen Magnus Striet. Auch Erzbischof Stephan Burger will bei der Pressekonferenz Stellung beziehen. Die Präsentation wird live im SWR-Fernsehen und im Internet übertragen. Erwartet wird auch eine Einordnung durch den Betroffenenbeirat. Im Vorfeld sagte Beiratssprecherin Sabine Vollmer, es brauche Klartext zu Tätern und Strukturen. Die von Katholikinnen getragene Gruppe "Maria 2.0" ruft am Veröffentlichungstag zu einer Demonstration und zu einer Solidaritätsaktion mit den Betroffenen auf.

Unbeschränkter Zugang zu allen Personalakten

Die Studie will beispielhaft 24 Missbrauchsfälle aus der Zeit von 1945 bis in die Gegenwart analysieren. Die vier Autoren hatten unbeschränkten Zugang zu allen Personalakten der Priester des Erzbistums. Zusätzlich werteten sie Protokolle der diözesanen Leitungsrunde aus. Schließlich wurden 180 Zeugen befragt - darunter Betroffene und Beschuldigte. Die Autoren betonen ihre völlige Unabhängigkeit von der Bistumsleitung.

Zum Schutz von Persönlichkeitsrechten werden im Bericht nur Personen des öffentlichen Lebens namentlich benannt, dazu gehören die Bischöfe, die Verwaltungschefs und Kirchengerichtsleiter, also Generalvikare und Offiziale. Dazu zählen etwa der aktuelle Erzbischof und frühere Offizial Burger sowie seine Bischofsvorgänger Robert Zollitsch (2003-2013) und Oskar Saier (1978-2002).

Robert Zollitsch, emeritierter Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz (KNA)
Robert Zollitsch, emeritierter Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz ( KNA )

Keine detaillierten Angaben will die Studie zu möglichen Tätern im Raum der Kirche machen, die keine Priester sind. Mittelfristig könnte es weitere Studien etwa zu Missbrauch in katholischen Schulen, Heimen oder Kindertagesstätten geben. Die Freiburger Untersuchung reiht sich ein in eine Serie von Aufarbeitungsberichten. Zuletzt präsentierten die Bistümer Mainz und Essen Ergebnisse.

Chronik der Missbrauchs-Aufarbeitung bundesweit und in Freiburg

Januar 2010: Der Jesuit Klaus Mertes macht öffentlich, dass es an seiner Schule in Berlin sexualisierte Gewalt und Missbrauch gab - und die Fälle lange verschleiert wurden. Der Skandal löst eine Welle von Enthüllungen in der Kirche und in anderen Institutionen aus.

Februar 2010: Die katholischen Bischöfe bitten bei ihrer Vollversammlung in Freiburg um Entschuldigung. Ein Sonderbeauftragter (Bischof Stephan Ackermann aus Trier) wird benannt, eine Hotline für Betroffene eingerichtet.

Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe (dpa)
Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA