Priester fotografierte jahrelang seine Missbrauchstaten

Kisten mit "Fotografien und hunderte Filme"

Ein Priester aus dem Bistum Trier soll laut einem Zeitungsbericht jahrelang eigenen Missbrauch und sexuelle Übergriffe dokumentiert haben. Der im vergangenen Jahr gestorbene Mann soll über mehrere Jahrzehnte Missbrauch begangen haben.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © N.N. (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © N.N. ( shutterstock )

Er habe seine Taten und die Betroffenen fotografiert und das Material in seinem Haus gesammelt, wie die "Rhein-Zeitung" am Donnerstag berichtete. Der Neffe des Priesters fand den Angaben zufolge im Haus des Verstorbenen nach dessen Tod Kisten mit Fotografien und Hunderte Filme.

"Immer weiter enthemmt abgerutscht"

Die Bilder zeigen demnach unbekleidete Heranwachsende. Einige seien erkennbar minderjährig. Die Aufnahmen sollen von den 1960er Jahren bis in die 2000er Jahre reichen. Die Motive würden immer drastischer und expliziter. Der Neffe spricht in einem Video der "Rhein-Zeitung" von "eindeutig pornografischem Material". Die Bilder zeigten, dass der Onkel sich "immer mehr getraut" habe und "immer weiter enthemmt abgerutscht" sei.

2012 wurde der Priester sanktioniert, wie das Bistum Trier am Donnerstag auf Anfrage bestätigte. Der Mann durfte demnach keine Messen mehr feiern, auch der Umgang mit Kindern und Jugendlichen wurde ihm verboten. Nach Andeutungen auffälligen Verhaltens habe das Bistum damals in der Personalakte gesucht und "Hinweise auf sexuell übergriffiges Verhalten" gefunden. Eine kirchenrechtliche Voruntersuchung wurde demnach eingeleitet und die Staatsanwaltschaft Trier informiert. Diese habe ihre Ermittlungen aber wegen Verjährung eingestellt.

Mutmaßlicher Täter mit Verdienstorden ausgezeichnet

Laut "Rhein-Zeitung" war der Priester zuvor lange angesehen und wurde für sein Engagement für Afrika mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik ausgezeichnet. Dabei soll der Mann laut Bericht bereits in den 1970er Jahren aufgefallen sein. Ein anderer Priester habe einen Verdacht gehegt, Bilder aus der Kamera des Mannes entwickeln lassen und an den damaligen Bischof Bernhard Stein geschickt. Daraufhin sei der Beschuldigte nur versetzt worden.

Das Bistum bestätigte weiter, dass der Neffe Anfang des Jahres mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann über den Fall gesprochen habe. Auch der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission, Gerhard Robbers, sei informiert. Der Fall werde aufgearbeitet, erklärte das Bistum.

Chronik der Missbrauchs-Aufarbeitung bundesweit und in Freiburg

Januar 2010: Der Jesuit Klaus Mertes macht öffentlich, dass es an seiner Schule in Berlin sexualisierte Gewalt und Missbrauch gab - und die Fälle lange verschleiert wurden. Der Skandal löst eine Welle von Enthüllungen in der Kirche und in anderen Institutionen aus.

Februar 2010: Die katholischen Bischöfe bitten bei ihrer Vollversammlung in Freiburg um Entschuldigung. Ein Sonderbeauftragter (Bischof Stephan Ackermann aus Trier) wird benannt, eine Hotline für Betroffene eingerichtet.

Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe (dpa)
Blick auf ein Wandkreuz während der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA