Bischof Fürst zeigt sich nach Freiburger Studie sprachlos

Widerspruch zur Botschaft des Evangeliums

Traurig und sprachlos zeigt sich der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst nach der Veröffentlichung des Freiburger Missbrauchsberichts. Der Abgrund an Doppelmoral bei den Tätern sei erschreckend, erklärte Fürst in Rottenburg.

Bischof Gebhard Fürst / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Gebhard Fürst / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Vertuschung von Straftaten und das vollkommene Desinteresse an Betroffenen seien eine schwere Verletzung der Pflichten des bischöflichen Hirtenamtes und ständen im Widerspruch zur Botschaft des Evangeliums.

Fürst äußerte Verständnis über Enttäuschung und Ärger der Menschen.

Mehr als 250 Priester als mögliche Täter

Der Leiter der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Freiburg, Magnus Striet, geht von mehr als 250 Priestern aus, die des Missbrauchs schuldig sind oder beschuldigt werden. Die Zahl der Opfer gab Striet am Dienstag vor Journalisten mit mindestens 540 an.

Pressekonferenz der GE-Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg am 18. April 2023 in Freiburg mit Richter Eugen Endress (m.) und Magnus Striet (r.) / © Andree Kaiser (KNA)
Pressekonferenz der GE-Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Freiburg am 18. April 2023 in Freiburg mit Richter Eugen Endress (m.) und Magnus Striet (r.) / © Andree Kaiser ( KNA )

Zugleich betonte er, dass diese Zahlen mit großer Vorsicht zu sehen seien, weil von einem erheblich größeren Dunkelfeld auszugehen sei.

Zudem sei es bei der Studie nicht um Zahlen, sondern vor allem um die Aufarbeitung von Strukturen zur Vertuschung gegangen. Striet betonte, wer glaube, mit der Untersuchung werde ein Schlussstrich gezogen, der habe nichts verstanden: "Es werden Wunden bleiben, die nicht heilen."

Nach jahrelangen Recherchen stellten unabhängige Experten am Dienstag ihren Bericht vor. Auf 600 Seiten analysiert dieser anhand von mehr als 20 Fällen, wie die Kirchenverantwortlichen mit Opfern und Tätern umgingen und welche Strukturen Missbrauch begünstigten.

Missbrauchsstudie im Erzbistum Freiburg

Die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: "Sie wurden allein gelassen."

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )
Quelle:
KNA