Kohlgraf würdigt Medien-Rolle bei Missbrauchsaufarbeitung

"Es bleibt heute nichts mehr geheim"

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat die Rolle der Medien bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche gewürdigt. "Es bleibt heute nichts mehr geheim." Und das sei auch gut so, betonte Kohlgraf.

Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann (KNA)
Bischof Peter Kohlgraf / © Bert Bostelmann ( KNA )

"Ich glaube tatsächlich, dass wir als katholische Kirche nicht so weit wären wie wir sind, wenn uns die Medien nicht auf die Füße getreten wären, mit Recherchen und auch mit öffentlichem Druck", sagte Kohlgraf am Mittwochabend in Mainz.

Kirche und Medien / © Harald Oppitz (KNA)
Kirche und Medien / © Harald Oppitz ( KNA )

Dies sei letztlich auch Aufgabe von Medien, nicht nur gegenüber den Kirchen, sondern gegenüber allen gesellschaftlichen Gruppen. Man könne in der Vielfalt der Medien eine Chance sehen.

Gesellschaftliche Tendenz zur Institutionen-Kritik

ZDF-Intendant Norbert Himmler sagte bei der Podiumsdiskussion, es gebe "seit vielen Jahren eine gesellschaftliche Tendenz zur Institutionen-Kritik". Das betreffe nicht nur wie jüngst die öffentlich-rechtlichen Medien.

Dies gelte auch für die Kirchen, die Parteien und die Gewerkschaften. "Alle etablierten, vermeintlich mit Macht und Einfluss ausgestatteten Institutionen werden aufs Schärfste hinterfragt", sagte Himmler.

Norbert Himmler, Intendant des ZDF / © Arne Dedert (dpa)
Norbert Himmler, Intendant des ZDF / © Arne Dedert ( dpa )

Wo die Öffentlich-Rechtlichen Fehler machten, seien sie "verdammt noch mal verpflichtet, diese Fehler sofort aufzuklären und sicherzustellen, dass sie nicht mehr passieren", betonte er.

Himmler wandte sich aber "gegen eine gesellschaftliche Strömung, die uns per se die Glaubwürdigkeit abspricht nach dem Motto: Ihr steckt ja alle mit der Politik unter einer Decke." Eine solche Haltung sei letztlich demokratiegefährdend.

Missbrauchsstudie im Erzbistum Freiburg

Die Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten im Erzbistum Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch und Oskar Saier schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester. Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: "Sie wurden allein gelassen."

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )

 

Quelle:
KNA