"Erschreckend ist die völlige Ignoranz von Zollitsch, der als einer der dienstältesten Personalchefs schlimmste Missbrauchsfälle gedeckt und Täter geschützt hat", sagte Schüller dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND).
Es sei beschämend zu sehen, wie Zollitsch die Missbrauchstäter gedeckt habe, aber das Kirchenrecht mit aller Härte bei einvernehmlichen Beziehungen mit erwachsenen Frauen gegen die Priester angewendet habe, sagte Schüller. "Die Herzenskälte von Zollitsch hat mich schockiert."
Schüller lobte das Handeln von Zollitschs Nachfolger
Zugleich lobte Schüller das Handeln von Zollitschs Nachfolger Erzbischof Stephan Burger: "Dass Burger seinen Vorgänger konsequent in Rom anzeigt, hat eine neue Qualität. Das ist ein Fall, in dem der Vatikan Zollitsch bischöfliche Rechte entziehen könnte."
Unklar sei jedoch, ob Rom das kanonische Recht auch anwende. "Angesichts der schwerwiegenden und jahrelangen Missachtung des Kirchenrechts kann ich mir aber vorstellen, dass Rom Zollitsch die öffentliche Ausübung seiner Rechte aus der Bischofsweihe untersagt. Aber das hätte nur eine symbolische Wirkung", sagte Schüller. Rom könne Zollitsch öffentliche Auftritte verbieten, dieser sei aber ohnehin nicht mehr im Amt. Eine Entlassung aus dem Klerikerstand seit nicht wahrscheinlich.
Bericht listet über 250 beschuldigte Priester
Rund 540 Kinder und Jugendliche haben dem am Dienstag veröffentlichten Bericht zufolge im Erzbistum Freiburg sexuelle Gewalt durch Priester und Ordensleute erfahren. Der Bericht listet über 250 beschuldigte Priester und 33 weitere Beschuldigte wie etwa Diakone auf. Zollitsch war von 2008 bis 2014 Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Ihm wird vorgeworfen, Missbrauchsverdachtsfälle nicht nach Rom gemeldet zu haben.