"Unsere Gemeinde hat Angst. Wenn selbst ein muslimischer Religionsführer nicht sicher ist, haben wir keine Chance", sagte der Beauftragte für interreligiösen Dialog in der katholischen Diözese Faisalabad, Khalid Rashid Asi, dem asiatischen Pressedienst Ucanews (Montag). Missbrauch der Blasphemiegesetze sei zur Norm geworden; "der Mob fällt ein Urteil und exekutiert das Opfer", so der Geistliche.
Der Lynchmord in einer Stadt in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa war bereits der zweite Fall von Lynchjustiz wegen Blasphemie in diesem Jahr. In der Provinz Punjab hatte im Februar ein wütender muslimischer Mob einen der Gotteslästerung beschuldigten Muslim aus einer Polizeistation gezerrt und bei lebendigem Leib verbrannt.
Gesetzlosigkeit greife um sich
Pastor Shahzad Murad von der All Saints Church in Peschawar sprach gegenüber Ucanews über eine Traumatisierung seiner Gemeinde: "Wir sind still geworden. Der Tod streift frei umher, während wir versuchen, mit der wirtschaftlichen und politischen Krise fertig zu werden." Gesetzlosigkeit greife um sich. "Selbst die Strafverfolgungsbehörden scheinen machtlos zu sein", so der Pfarrer.
Blasphemie ist eine schwere Straftat im mehrheitlich sunnitisch-islamischen Pakistan. Das Gesetz sieht dafür die Todesstrafe vor. In den vergangenen Jahrzehnten wurden Hunderte Personen wegen Blasphemie angeklagt und einige zum Tode verurteilt. Es wurde bislang aber kein Todesurteil behördlich vollstreckt. Im April verurteilte das EU-Parlament einen Missbrauch der Blasphemiegesetzgebung in Pakistan.
Zwischen 1985 bis 2022 wurden nach Informationen von Ucanews mindestens 86 Menschen wegen angeblicher Blasphemie Opfer von Selbstjustiz. Davon seien 50 Muslime, 25 Christen, 7 Anhänger der islamischen Ahmadiyya-Leute, ein Hindu, ein Buddhist sowie zwei weitere Personen, deren Religionszugehörigkeit unbekannt sei.