Hilfswerk beobachtet stärkere Christenverfolgung in Pakistan

"Das Problem wird Tag für Tag akuter"

Das päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" berichtet von zunehmender Christenverfolgung in Pakistan. Entführungen und Zwangskonversionen von jungen Frauen aus christlichen Minderheiten kämen immer öfter vor, teilte das Werk mit.

Symbolbild Christenverfolgung / © Good Pic (shutterstock)
Symbolbild Christenverfolgung / © Good Pic ( shutterstock )

Es berief sich dabei auf den Leiter der Katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden in Pakistan, Emmanuel Yousaf. "Das Problem wird Tag für Tag akuter." Betroffen seien vor allem Angehörige der christlichen und auch der hinduistischen Minderheiten in den Provinzen Sindh und Punjab.

Westliche Öffentlichkeit gefordert

Es gebe zwar Gesetze gegen Kinderehen und Zwangsverheiratung, aber diese würden nicht umgesetzt, ergänzte Yousaf. "Ein Grund dafür ist, dass all das nur Christen und Hindus passiert. Der Druck geht von der Gesellschaft in Pakistan und der muslimischen Seite aus. Sie setzen die Familien und die Mädchen unter Druck."

Blasphemie

Der Ausdruck "Blasphemie" stammt aus dem Griechischen und heißt so viel wie „schmähen, lästern“. Heute findet das Wort ausschließlich Verwendung als Fachbegriff für die Gotteslästerung.

Blasphemische Äußerungen sind also Gott lästernde, Heiliges verhöhnende Worte. Wo wie in der Antike die (religiöse) Kultgemeinde mit der politischen Gemeinschaft zusammenfiel, galt die Blasphemie zugleich als politisches Delikt, das hart zu ahnden war. Auch im Alten Testament wurde die Gotteslästerung mit dem Tod bestraft.

Symbolbild: Blasphemie / © SNeG17 (shutterstock)

Ohne Gerichtsprozess sei es unmöglich, Frauen aus den Händen radikal-muslimischer Entführer freizubekommen, doch dies verschlinge viel Zeit und Geld. "Sogar die Anwälte haben Angst, sich mit solchen Fällen zu befassen, die Richter ebenfalls."

Yousaf betonte, dass es sich bei den radikalen Muslimen in Pakistan um eine kleine, aber einflussreiche Minderheit handle: "Ich habe viele muslimische Freunde, aber sie sind die schweigende Mehrheit. Das ist das Problem." Auch die westliche Öffentlichkeit sei gefordert, die Menschenrechtslage in Pakistan immer wieder anzusprechen und eine bessere Gesetzespraxis anzumahnen.

Blick auf Blasphemiegesetze

Das gelte auch im Hinblick auf die Blasphemiegesetze, die jede Verunglimpfung des Islam und des Propheten Mohammed unter Strafe stellten. Diese Gesetze würden häufig missbraucht, um persönliche Rechnungen zu begleichen: "Es geht oft um einen persönlichen Streit oder um Landkonflikte", so Yousaf.

Es gehe ihm nicht in erster Linie um eine Änderung oder Abschaffung der Blasphemiegesetze, "sondern darum, den Missbrauch der Vorschriften zu stoppen".

Weniger als zwei Prozent der pakistanischen Bevölkerung sind laut Mitteilung Christen. Allein für 2021 seien 78 Fälle belegt, bei denen junge Frauen in Pakistan entführt, zur Konversion zum Islam gezwungen und zwangsverheiratet worden seien. Hinzu kämen 84 dokumentierte Fälle, in denen Pakistaner wegen Blasphemie gerichtlich belangt worden seien.

Christen in Pakistan

Staatsreligion in Pakistan ist der Islam, 96 Prozent der Einwohner sind Muslime. Das Christentum ist nach dem Hinduismus die zweitgrößte Minderheitsreligion im Land. Gleichzeitig sind die Christen dort besonders bedroht. Wegen Blasphemie verhängen die Gerichte immer wieder Todesstrafen. Dabei genügen schon des Trinken aus einem Brunnen oder eine unliebsame Kurznachricht als Grund. (DR, 01.01.2021)

Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan (dpa)
Pakistanische Christen feiern wegen Corona-Maßnahmen zu Hause Gottesdienst / © Fareed Khan ( dpa )
Quelle:
KNA