Pillay war in der vergangenen Woche in Moskau zusammen mit einer Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill zusammengetroffen. Nach jüngsten Treffen mit den beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine und mit der Russisch-Orthodoxen Kirche sei über die Aufnahme eines Dialogs gesprochen worden, fügte der Südafrikaner Pillay hinzu. Er wolle nun in seiner Rolle als ÖRK-Generalsekretär mit den jeweiligen Kirchen in Kontakt treten, um eine endgültige Zusage für den Dialogprozess zu erhalten.
Bedenken von Patriarch Kyrill
Allerdings habe Kyrill selbst Bedenken hinsichtlich eines Runden Tisches geäußert, sagte Pillay. Der Patriarch habe hier "äußere Einflüsse" ins Spiel gebracht und dabei insbesondere die Rolle der USA angesprochen. Kyrill habe laut Pillay gesagt, dass es schwierig sei, zu einem Runden Tisch zu kommen, wenn "diese Art von Fragen und Einflüssen" nicht geklärt würden.
Er verstehe, dass es in den Sozialen Medien auch Kritik am jüngsten Treffen mit Kyrill gegeben habe, so Pillay. Er sei sich dessen bewusst, dass einige Leute in den sozialen Medien kritische Bedenken geäußert haben. Aber der ÖRK dürfe sich nicht zurücklehnen und nichts tun. Da die Russisce Orthodoxe Kirche ÖRK-Mitglied ist, "haben wir das Recht und die Pflicht, sie zu besuchen, ihr zuzuhören und sie natürlich auch in Bezug auf ihre Position zum Krieg herauszufordern."
Gesprächskanäle offen halten
Kyrill, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirchen, hat mehrmals den russischen Überfall auf die Ukraine gut geheißen. Er gilt als enger Verbündeter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die russisch-orthodoxe Kirche ist die mitgliederstärkste der 352 ÖRK-Mitgliedskirchen. Im ÖRK, auch Weltkirchenrat genannt, ist die russisch-orthodoxe Kirche wegen ihrer Position isoliert.
Der Weltkirchenrat sucht seit Beginn des Ukraine-Konflikts nach Wegen, die Gewalt durch die Invasion Russlands in der Ukraine zu überwinden. Dabei will man vor allem Gesprächskanäle offen halten. Dies hat auch wiederholt Kritik ausgelöst. Zum ÖRK zählen die Mehrzahl der orthodoxen Kirchen, anglikanische, baptistische, lutherische, methodistische und reformierte Kirchen sowie vereinigte und unabhängige Kirchen. Sie repräsentieren mehr als 580 Millionen Gläubige. Die katholische Kirche ist kein Mitglied. Die ÖRK-Zentrale ist in Genf.